Schweigegeld für die Frauen?

Werbung
Werbung
Werbung

So richtig als Weihnachtsgeschenk war es ja nicht mehr geeignet, das Kindergeld, mit dem Minister Haupt den politischen Feiertagsfrieden beinahe ein wenig ins Wanken gebracht hätte. Zu oft ist es schon versprochen, modifiziert, ausgeweitet, vertagt, eingeschränkt, erhöht, gesplittet worden, als dass irgendjemand ernsthaft daran glaubte, das Paket könne unbeschädigt auf den Gabentischen landen - 2002 oder wann immer.

Sogar die eigenen Regierungskollegen sparten nicht mit Kritik: drei Jahre Karenzgeld für alle, ohne Zuverdienstgrenzen und unabhängig vom betreuenden Elternteil seien im Koalitionsübereinkommen so nicht paktiert und außerdem unfinanzierbar. Wenn überhaupt, müssten die Länder einen wesentlichen Beitrag zahlen und gleichzeitig die Wirtschaft spürbar entlastet werden - beides vor 2003 nicht denkbar. Daher wieder ein Rückzieher des Herrn Frauenministers: Drei Jahre doch nur für Alleinerzieherinnen.

Immerhin, die Frauen sollten wahrscheinlich wenigstens den guten Willen "ihres" Ministers sehen, nachdem ihnen leise Zweifel gekommen sein könnten: etwa in Bezug auf die Frage der beruflichen Wiedereingliederung nach längerer Karenz, die in vielen Regionen und in Ferienzeiten ungelöste Kinderbetreuungssituation, oder die fragwürdige Bevorzugung derjenigen Kinder, die nicht nur eine Mutter, sondern auch einen karenzwilligen Vater aufweisen können.

Apropos willig: dass der Minister auch wieder eine Abtreibungsdebatte losgetreten und eine stärkere Einbindung der potentiellen Väter vorgeschlagen hat, spricht auch nicht für Realitätssinn. Dass Frauen daran denken, ein Kind abtreiben zu lassen, wenn sie in einer positiv empfundenen Beziehung mit einem verantwortungsvollen Mann leben, ist mehr als unwahrscheinlich. Ebenso unwahrscheinlich wie die plötzliche Verwandlung von "Scheidungsvätern" in perfekte "halbe-halbe-Männer", die im Zuge der gemeinsamen Obsorge ihren Obulus leisten und sich an der Kinderbetreuung in allen Facetten beteiligen. Viele Ehen würden nicht geschieden, käme das väterliche Engagement rechtzeitig und nicht erst bei kostenrelevanten Fragen wie etwa die Ausbildung von Kindern. Da will der Minister ja nicht mehr mitzahlen. Im Gegenteil: mit den Studiengebühren hat die Regierung wesentliche Hürden aufgebaut. Aber daran denken ja künftige Jungmütter noch nicht - und warten ohne nennenswerte Proteste schweigend auf die Karenzbenefizien.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung