Sex sells. Crime sells. Und die Verbindung von Sex und Crime sells erst recht.
Die ersten 14 Tage nach Jörg Haiders Tod gehörten den Hagiografen: Kärntens Sonne vom Himmel gefallen usw. Doch für Heiligenlegenden taugte der verstorbene Kärntner Landeshauptmann doch nur eine Weile. Man wird sehen, ob der nahe Landtagswahlkampf in Österreichs Südprovinz allfällige Erlösersehnsüchte noch einmal bedienen wird.
Danach schlugen die ehernen Mediengesetze wieder durch: Sex rund um Haider, noch dazu mit kaum verhohlenen Andeutungen, lässt kein Auge trocken und vor allem, so die Hoffnung einschlägiger Medienmacher, Leser zu den in diesen Fragen ausgewiesenen Magazinen und Zeitungen greifen. Es gibt dabei aber durchaus Vertretbares: Herbert Lackner etwa präsentierte im jüngsten profil dazu eine begründete und plausible Analyse, sogar der sonst eher austrophobe Spiegel kam an diesem Thema nicht vorbei. Nebstbei bemerkt, gehört bei allen Populisten von Rang - ob beim ermordeten Pim Fortuyn in den Niederlanden, ob beim gefallenen "Richter Gnadenlos" von Hamburg, Ronald B. Schill - ein Persönlichkeitszug Richtung Halbwelt dazu. Und die beileibe nicht nur mediale Scheinmoral hat ihr Fressen.
Bleibt das Crime: Von einem Anschlag des Mossad war ja schon bald die Rede. Das lässt sich ausbauen: Jemand wie Jörg Haider kann keines "natürlichen" Unfalltodes gestorben sein. Und selbst wenn es in der Sache nichts Neues gibt: Österreich, die Halbgratis-Tageszeitung, ist da immer noch für eine Schlagzeile wie: "Haider-Krimi: Mord-Anzeige!" (29. Oktober) gut.
Letztlich verkauft sich aber auch pure Emotion. Das Zentralorgan in diesen Fragen, News also, coverte vor Wochenfrist mit "So schön. So traurig!" und den beiden Haider-Töchtern. Dass das Magazin dann auch einen Haider-Kalender 2009 anpreist und mit dem schönsten Jörg aller Zeiten reüssieren will, wundert den gelernten Zeitungsleser gar nicht mehr.
