Sexuelle Belästigung in einer Polizeistube

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Noch hat man die Meldungen in bezug auf sexuelle Übergriffe im Krankenhaus in dem einen Bundesland noch nicht ganz verdaut, tut sich in dem anderen (schon wieder !) etwas im Bereich der Exekutive. Diesmal geht es nicht um Handgreiflichkeiten, sondern "nur" um obszöne Worte, die aber immerhin dazu geführt haben, daß weibliche Bedienstete Versetzungen und Kündigungen in Kauf nahmen.

Daß nun eine junge Schreibkraft den Mut hatte, sich beim Polizeidirektor über den leitenden Juristen zu beschwerden, ist ihr hoch anzurechnen - denn immerhin haben zehn Frauen die verbalen Sexattacken eindeutig bestätigt. Sie werden alle in der nächsten Zeit eine dicke Haut brauchen: auch ihnen wird es passieren, daß ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt wird, daß ihnen aufreizendes Verhalten oder Enttäuschung, also Rache für Zurückweisung eigener Avancen vorgeworfen wird, und zumindest werden sie als "zickig" und zimperlich dastehen - also als unfähig, sich in einer nun einmal rauhen beruflichen Männerwelt mit spezifischem Humor zu behaupten ...

Bezeichnend an all diesen Affären ist, daß sie alle in eindeutig hierarchischen Gefügen stattfinden, in Systemen, in denen Machtpositionen eindeutig und männlich besetzt sind. So wie es wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen zu sexueller Belästigung von Männern durch Frauen kommt, ist es so gut wie nie der "Untergebene", der eine "Chefin" diesbezüglich aufs Korn nimmt. Übergriffe von gleichrangigen Kollegen auf Kolleginnen kommen natürlich vor, sind aber in der Regel für die Frauen leichter zu "managen" als im Fall des Vorgesetzten. Auf dessen Unterstützung man sich im übrigen auch nie ganz verlassen kann - männliche Solidarität ist gerade in diesen Dingen nicht zu unterschätzen. Anders ist es nicht denkbar, daß ein - wenn auch nicht rechtskräftig - wegen Vergewaltigung (von Frauen, die in einem Abhängigkeits- bzw. Autoritätsverhältnis standen) verurteilter Bürgermeister geradezu provokant-selbstbewußt in sein Amt zurückkehren konnte. Und nicht mit Schimpf und Schande von der Schwelle des Gemeindeamtes gejagt wurde.

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