"Sichtbare Menschen an sichtbare Stellen"

Werbung
Werbung
Werbung

Soziologin Beatrice Achaleke und Journalist Simon Inouüber die Ziele ihrer Kampagne.

Die Furche: Seit Ende Dezember läuft Ihr Projekt Black Austria - wie sind die bisherigen Reaktionen?

Beatrice Achaleke: Überwältigend positiv. Noch nie erhielt unsere Arbeit derart viel Medienpräsenz. Das zeigt, dass es an der Zeit war, neue Wege zu gehen, um Vorurteile gegenüber schwarzen Menschen abzubauen.

Die Furche: Was ist der große Unterschied zu ihrer bisherigen Arbeit?

Achaleke: Diese Kampagne arbeitet mit Bildern, die kann man nicht übersehen.

Simon Inou: Und wir produzieren diese selbst. Andere können schließlich nur Fremdbilder von uns machen. Wir werden oft als hilfsbedürftige Menschen und Opfer dargestellt, zum Beispiel auf Plakaten mit Spendenaufrufen. Oder als Kriminelle. Und diese Bilder werden von manchen Medien oft unhinterfragt übernommen.

Die Furche: Wollen Sie mit ihrem Projekt auch das Selbstbewusstsein von Schwarzen in Österreich stärken?

Achaleke: Schwarze Menschen sind an sich schon selbstbewusst: Aber die Gesellschaft streitet das ab und frustriert sie täglich. Mit den Selbstbildern wollen wir dieses Selbstbewusstsein wieder herstellen und stärken.

Die Furche: Die Kampagne ist ohne großes Budget entstanden?

Inou: Ja, wir haben zu zweit angefangen, aber schnell Menschen gefunden, die davon begeistert waren. Immer noch melden sich Leute, die mitmachen wollen.

Achaleke: Das zeigt, dass es sehr viele Ressourcen in der Gesellschaft gibt und man nicht immer öffentliche Mittel braucht.

Die Furche: Haben Sie um keine öffentlichen Fördergelder angesucht?

Inou: Nein, wir wollten politisch unabhängig bleiben. Bei der Privatwirtschaft haben wir allerdings schon angefragt, auch um diese darauf hinzuweisen, dass sozialpolitisches Engagement auch für sie wichtig ist.

Die Furche: Wie hat sich die Situation für schwarze Menschen in Österreich zuletzt entwickelt?

Inou: Einerseits ist die Diskriminierung stark gestiegen - das belegen einschlägige Statistiken. Anderseits, kaum zu glauben, wurden besonders nach dem Tod von Marcus Omofuma viele Initiativen von Schwarzen gegründet.

Achaleke: Anders gesagt: je mehr Diskriminierung, desto mehr Widerstand.

Die Furche: Tut es Ihnen leid, dass es kein Staatssekretariat für Integration geben wird?

Achaleke: Ich hoffe, dass man sich trotzdem mit Integrationsfragen auseinander setzt - auch ohne Staatssekretariat. Ich hätte mir vor allem einen Minister, eine Ministerin mit Migrationshintergrund gewünscht. Doch ich gehe davon aus, dass man niemanden solcher Herkunft in der Regierung haben will, vor allem niemanden, bei dem das offensichtlich ist.

Die Furche: Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung?

Achaleke: Dass man Comunities in Österreich, die besonders benachteiligt werden, besser wahrnimmt. Es ist an der Zeit, sichtbare Menschen an sichtbare Stellen zu bringen. Das sollte selbstverständlich werden.

Inou: Ich wünsche mir von der neuen Regierung, dass es weniger polizeiliche Brutalität gegenüber schwarzen Menschen gibt. Der neue Innenminister sollte sich mit dem Fall des Folteropfers Bakary befassen. Es ist wichtig, dass jene Polizisten, die den Mann gefoltert haben, angemessen bestraft werden. Bikulturelle Ehen sind ebenfalls eine dringende Agenda für den neuen Minister.

Das Gespräch führte Viktoria Scherrer

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung