Es ist wenig beruhigend, daß nun als Folge des mysteriösen Todes einer 94jährigen Frau in Wien ein sogenannter "Sterbehelfer" ermittelt und festgenommen werden konnte.
Möglicherweise ist er nur ein kleines Rädchen in einem mörderischen Getriebe : wenn es eine "Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben" gibt, deren Mitarbeiter und österreichischer Kontaktmann der nun Verhaftete sein soll, liegt der Verdacht nahe, daß es auch andere derartige Organisationen gibt - vielleicht (bald auch) hierzulande. Ein Arbeitskreis"Menschenwürdiges Sterben" existiert ja schon, unter prominenter wissenschaftlicher und (ex-)politischer Patronanz.
Es ist ja eigentlich alles ganz einfach: solange die Ärzte hinsichtlich der "Tötung auf Verlangen" noch so zurückhaltend sind und sich im wesentlichen an den hippokratischen Eid und die geltenden Gesetze halten - was in den USA und einigen europäischen Ländern allerdings ohnedies nicht mehr so sicher ist - wird eben von Laien privatwirtschaftlich organisiert und angeboten.
Aus Zeitschriften (die es gerade eben noch nicht am Kiosk gibt) kann man Telefonnummern von hilfreichen "Neffen" entnehmen, die dann ausgerüstet mit "Exitbag" ihre todessehnsüchtigen Tanten und Onkel aus dem Alters- oder Pflegeheim abholen und für sachgerechte und effiziente Anwendung von Tabletten und Spezialnylonsack sorgen.
Natürlich nur "auf Verlangen" des Todeskandidaten ... und gegen ein geradezu bescheiden anmutendes Honorar. Im Zweifelsfall werden die "Neffen" wohl aber auch größere Beträge als 25.000 Schilling und allfällige testamentarische Belohnungen nicht ablehnen können - wo sie doch, wie im aktuellen Fall, "bis zuletzt bleiben und beistehen", wenn sie auch nicht (?) unmittelbar Hand anlegen.
Ob die 94jährige Dame wohl noch hätte 95 werden können, hätte sie die Gewißheit gehabt, daß ihre Pflegebedürftigkeit (für andere) keine Last ist, daß man ihr beim auch noch so schweren (Weiter-) Leben hilft und daß in der entscheidenden Stunde jemand ihre Hand hält?
