So alt fühlen sich die Österreicher

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Eurobarometer fragte, ab welchem Alter man als "alt“ gilt. Ein Ergebnis: In keinem Land wird man so früh für "alt“ gehalten wie in Österreich.

Ab welchem Alter ist man "alt“? Die Europäische Kommission veröffentlichte dieser Tage die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter EU-Bürgern über 15 Jahren. Die Auswertung für Österreich zeigt: Für die Hälfte der Österreicher wird man schon im Alter zwischen 40 und 60 Jahren als "alt“ angesehen, im EU-Durchschnitt sagen das nur 42 Prozent. Nur 27 Prozent der Österreicher, siedeln "alt“ zwischen 61 und 70 an, EU--weit sind dies 33 Prozent. Jemanden erst ab 71 Jahren als "alt“ anzusehen, sagen nur 14 Prozent der Österreicher. Der Befund bestätigt sich, wird andersrum gefragt: Exakt 63 der Österreicher meinen, wer zwischen 20 und 40 Jahre alt sei, sei "nicht mehr jung“; in der EU meinen dies lediglich 54 Prozent.

In keinem EU-Land wird man also so früh für "alt“ gehalten, wie in Österreich. Die tatsächliche Alterung der Bevölkerung nimmt man unaufgeregt zur Kenntnis: nur 42 Prozent finden diese Entwicklung besorgniserregend. Damit liegt Österreich im EU27-Schnitt.

Höheres Pensionsalter - für andere

Die Diskrepanz zwischen dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter von 60 bzw. 65 Jahren und dem tatsächlichen von durchschnittlich 58 Jahren wird durch die Eurobarometer-Umfrage trefflich ausgeleuchtet. Männer und Frauen zusammengenommen sehen sich in der Lage, ihren Beruf bis zum 62. Lebensjahr auszuüben. Im Klartext: Männer neigen zu Frühpension, Frauen würden auch etwas länger arbeiten. Die Lust auf Arbeit nach Erreichen des Pensionsanspruchsalters hält sich in Grenzen: Nur jeder vierte Österreicher würde nach Erreichen des Rentenanspruchs weiter arbeiten wollen; das ist ein Viertel, während sich der Anteil in der EU auf ein Drittel beläuft. Diesen Standpunkt nehmen vor allem Menschen nahe des Pensionsalters ein, ergab die Auswertung.

Das Anheben des Pensionsalters ist umstrittenes, aber fixes Thema in jeder Pensionsdiskussion. Dabei scheinen die Österreicher relativ pragmatisch zu sein. Denn während im EU-Schnitt nur jeder Dritte (33%) in der Bevölkerung zustimmt, dass das gesetzliche Pensionsalter bis 2030 angehoben werden muss, ist es immerhin fast jeder zweite Österreicher (49%). Wobei die Frage offen bleibt: Sind wir Österreicher bei dem Thema deshalb so aufgeschlossen, weil das gesetzliche Pensionsantrittsalter mit dem faktischen Antrittsalter nichts zu tun hat? Weil also eine Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters sich also nicht umgehend eins zu eins im eigenen Leben auswirken würde? Oder wird angenommen, das Jahr 2030 sei so weit weg, dass es einen nicht betrifft? Alarmierend in diesem Zusammenhang ist jedenfalls, dass 60 Prozent der Europäer insgesamt gegen eine Erhöhung des Pensionsalters sind. In Österreich sind es 42 Prozent. In dem hohen Anteil dieser Meinung liegen Herausforderungen europäischer Sozialpolitik.

Eckpunkte einer Seniorenpolitik

Das "Europäische Jahr 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ soll laut László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales, in drei Bereichen ansetzen:

1. "Aktives Altern in der Erwerbstätigkeit“: Um ältere Arbeitnehmer zu motivieren, weiterzuarbeiten, sollen die Arbeitsbedingungen verbessert und an deren Bedürfnisse angepasst werden. Geplant sind bessere Zugänge zu Wissen durch lebenslanges Lernen und steuerliche Anreize für eine längere Beschäftigung.

2. Die gewünschte "Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ für ältere Menschen müsse Senioren neue Möglichkeiten bieten, als Freiwillige oder Betreuer tätig sein zu können und um soziale Isolierung zu vermeiden.

3. Das Ziel "Unabhängiges Leben im Alter“ setzt Gesundheitsförderung und präventive Gesundheitsversorgung sowie altersfreundlichere Gestaltung der Umwelt (öffentliche Gebäude, Infrastruktur/Verkehr, Wohnbau…) voraus.

All diese und weitere Aspekte, etwa jenen der Lebensqualität, berücksichtigt der erste Bundesplan für Seniorinnen und Senioren, der diese Woche von Sozialminister Rudolf Hundstorfer vorgelegt und am Dienstag vom Ministerrat verabschiedet wurde.

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