So arg war’s noch nie - außer früher

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Um Politik in Österreich ohne Erbrechen zu überstehen, brauchen immer mehr Menschen derzeit Verdauungsmedikamente oder Hochprozentiges zum Auskleiden der Magenwände. Die Jungen unter uns müssen annehmen, dass Anstand und Sitten nie zuvor in unserem Land so verlottert wie heute waren.

Dem hat jüngst schon einer der journalistischen Chefaufdecker a. D., Peter Michael Lingens, seine Erinnerungen an AKH, Bauring, WBO, Lucona etc. entgegengehalten: Da ging es um teils erheblich ärgere Gemeinheiten als Gratis-Festspielkarten und Jagdgemauschel. Was sich seither geändert hat, ist das allgemeine (Un-)Rechtsbewusstsein. Man nimmt nicht einfach mehr hin, was dereinst wenig relevant erschien.

Das aber sollte man nicht vergessen: Nicht nur der einzelne Mensch ändert sich im Lauf seines Lebens immer wieder, auch das gesellschaftliche Umfeld entwickelt sich geistig und moralisch weiter. Ja, auch moralisch! Dass niemand aus der Geschichte lernt, ist Stumpfsinn, auch wenn der Stammtisch sich dabei auf hohe Literatur berufen kann. Österreich hat aus Erfahrungen des 20. Jahrhunderts Entscheidendes gelernt und Gelerntes auch beherzigt.

Und wir haben gelernt, dass ein reifes Volk auch seine ethischen Standards anheben muss: Doppelbezüge als Politiker und Beamte, dereinst akzeptierter Standard, sind heute undenkbar. Die Neutralität hochpreisen und Kanonen an Kriegsgegner schicken - wir taten es und tun’s nicht mehr. Wiens Reformpolitik mit krudem Antisemitismus zu betreiben, war zu Luegers Zeiten in mehreren Parteien üblich - heute unerträglich! Parteienfinanzierung mit verdeckten Tricks: Da sind wir endlich bei Matthäi am Letzten!

Diese zivilisatorische Entwicklung muss konsequent und ohne selbstgerechte Posen weiter betrieben werden. Nur von Politik angefressen zu sein, wäre eine billige Alternative.

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