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Zum dritten Mal wurde vorige Woche der Trigos, der Preis für Unternehmen mit Verantwortung, vergeben. Österreichs Wirtschaft demonstriert soziales Engagement.

Jetzt spinnt er, der Bub", klagten die Eltern. "In sechs Monaten ist er wieder normal", sagten die Freunde. Das ist 19 Jahre her, und was zu Beginn als vorübergehende Verrücktheit abgetan wurde, ist heute ein kleiner Betrieb mit 28 Mitarbeitern in Leoben, der für 3.000 Menschen etwa in Bangladesch, Kalkutta und Sri Lanka faire Arbeitsbedingungen bedeutet. Denn Karl Pirsch hat in den Unternehmenszweck seiner Eine Welt Handel AG nicht nur das Wachsen und Gedeihen der eigenen Firma aufgenommen, sondern untrennbar damit verbunden auch das Ziel, die Situation der Arbeiter in Entwicklungsländern zu verbessern.

Karl Pirsch wurde dafür vergangene Woche ausgezeichnet. Er erhielt den Trigos, den Preis für unternehmerische Verantwortung, der bereits zum dritten Mal von Vertretern der Wirtschaft (etwa Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung) sowie ngos (Caritas, Rotes Kreuz, sos Kinderdorf und wwf) vergeben wurde. "Früher bin ich belächelt worden, heute werde ich geehrt", freut sich der Steirer. Begonnen hat er, als er sich erstmals mit der Idee hinter Fairtrade-Kaffee beschäftigte. Auf Kirchenbasaren fing er an, fair produzierte Produkte zu vertreiben, schließlich gründete er gemeinsam mit seiner Frau mit 5000 Schilling Startkapital eine eigene Firma. Er importiert vor allem fair produzierte Korbwaren, aber auch Lebensmittel nach Österreich und vertreibt sie hier.

Liebling des Publikums

Den Trigos, der in den Kategorien Markt, Gesellschaft und Arbeitsplatz jeweils an Klein-, Mittel-und Großunternehmen vergeben wird, hat er nicht nur in der Kategorie Markt bekommen. Zusätzlich kürte ihn das Publikum bei der Trigos-Gala vergangene Woche auch noch zum Publikumssieger. Seine ausgezeichnetes Projekt: Seit vorigem Jahr importiert er fair produzierte Lederwaren aus Kalkutta. Damit soll nicht nur der Anteil der Produkte erhöht werden, die mit pflanzlichen Stoffen und somit umweltfreundlich gegerbt wurden, sondern es sollen auch Tagelöhner fixe Beschäftigungsverhältnisse erhalten. Karl Pirsch: "Als ich mit meinem Geschäft begonnen habe, wusste kaum jemand, wo Kalkutta liegt. Heute reden meine Frau und ich darüber, als wäre es die Nachbargemeinde. Das ist sanfte Globalisierung." Bei der Übernahme der Ehrung hatte er auch mahnende Worte für das Publikum parat: "Sie treffen täglich Kaufentscheidungen. Diese Veranstaltung ist morgen vorbei, aber ich hoffe, Sie denken auch dann noch an den fairen Handel."

Sozial sein lohnt sich

86 Unternehmen bewarben sich heuer für den Trigos, der beweisen soll, dass die österreichische Wirtschaft auf Nachhaltigkeit achtet und dass diese sich auch rechnet. Bei der Veranstaltung zeigten sich, erwartungsgemäß Wirtschaft und ngos in bestem Einvernehmen. Auf die Frage, wie die Zusammenarbeit funktioniere, antwortete Caritas-Präsident Michael Landau nur: "Ausgezeichnet." Und der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Markus Beyrer, fügte hinzu: "Ich zitiere in letzter Zeit häufig Aussagen von Michael Landau." Das Dreieck des Trigos symbolisiere, "dass wir die ökonomische, ökologische und soziale Dimension nicht gegeneinander ausspielen, sondern verbinden. Eine funktionierende Wirtschaft ist die Basis dafür, dass Unternehmen ihre soziale Verantwortung wahrnehmen können. Unsere Trigos-Sieger zeigen, dass erfolgreiches Wirtschaften und verantwortungsvolles Handeln gut zusammengehen." Zwischen den Zeilen war dann doch ein kritischer Unterton zu hören, als Landau mahnte: "Österreich braucht eine starke Wirtschaft, aber das reicht nicht, damit es uns gut geht. Dazu muss sie auch Verantwortung übernehmen."

Die Kategorien

"In der Kategorie Gesellschaft wird aktives Engagement für die Gesellschaft und verantwortungsvolle Mitgestaltung prämiert. Ausgezeichnet wurde die Schokoladenmanufaktur Zotter, weil von jeder verkauften Tafel Schokolade 30 Cent in Kooperation mit der Caritas für Kinder in benachteiligten Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika verwendet werden. Von diesen 30 Cent stammt die Hälfte vom Kunden, die andere Hälfte vom Unternehmen selbst.

Die Consultingfirma Die Berater wurde ausgezeichnet,weil sie für krebskranke Kinder Kurse anbietet, um den Europäischen Computerführerschein zu erwerben. Begründung der Jury: Das Unternehmen bringe den Kindern neuen Lebensmut und Ablenkung von ihrer Krankheit.

Weil die Jury sich nicht entscheiden konnte, wurde in derselben Kategorie Microsoft geehrt, weil die Firma Computerkurse für ehemalige Obdachlose anbietet.

Und das Großunternehmen Lafarge Perlmoser bringe in seinem Projekt "Schools for a living planet" in Kooperation mit dem wwf Schülern Artenvielfalt und Naturschutz nahe, hieß es seitens der Jury. Auch dafür gab es einen Trigos.

"In der Kategorie Markt geht es um die Verantwortung für Produkt und Dienstleistung sowie um Transparenz gegenüber Kunden und Partnern. Baumax bekam den Trigos in dieser Kategorie für ein Projekt, in dem Kunden durch Informationsmaterial, eine Internet-Plattform und Veranstaltungen wie Heimwerker-Kurse zum Energiesparen angeregt wurden. Zudem wurden die besten Energiespar-Ideen der Mitarbeiter firmenintern ausgezeichnet.

Die Eine Welt Handels AG erhielt den Trigos für den Handel mit fairen Lederwaren.

"In der Kategorie Arbeitsplatz zählen vor allem vorbildliche Maßnahmen für Gleichbehandlung, Bildung und Motivation der Mitarbeiter. Die steirische Firma Noris Feuerschutzgeräte wurde ausgezeichnet, weil sie den Mitarbeiter einer insolventen Firma die Möglichkeit einer Übernahme in den Betrieb anbot. Unabhängig vom Alter wurden alle, die sich dazu entschlossen, angestellt, wodurch sich die Zahl der Mitarbeiter fast verdoppelte.

Die Friseursalon-Kette chaos haircompany wurde mit dem Trigos ausgezeichnet, weil mit jedem Mitarbeiter von Anfang an individuelle Karriereziele ausgearbeitet und gefördert werden. Dabei sind als Ziel sowohl Selbstständigkeit, Trainer in der firmeneigenen Schulungszentrale oder Tätigkeiten in Marketing und Controlling möglich. Besonders Frauen werden darin bestärkt, sich als Franchise-Nehmerinnen selbstständig zu machen. Flexible Arbeitszeiten sorgen für ein familienfreundliches Arbeitsumfeld.

Siemens durfte sich über den Trigos freuen, weil seit 1996 gemeinsam mit nicht behinderten Lehrlingen gehörlose Jugendliche im Elektronik-Bereich ausgebildet werden. Zusätzlich hat das Unternehmen das Projekt "Intensivberufsausbildung für arbeitssuchende schwerhörige Erwachsene" ins Leben gerufen.

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