"Sparbücher und Frauen zuerst!"

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SPÖ und ÖVP haben sich im Ministerrat auf ein "Pflegepaket" geeinigt. Doch das "Pflegeproblem" ist damit noch lange nicht gelöst.

Es sei "mit Fug und Recht von einem Meilenstein zu sprechen", verkündeten SP-Sozialminister Erwin Buchinger und VP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein vergangenen Montag nach ihrer Einigung auf ein "Pflegepaket", das tags darauf im Sommerministerrat beschlossen wurde. Im Zentrum des Pakets steht die lange geforderte Anhebung des Pflegegeldes für derzeit 384.000 Bezieher: So sollen die Pflegegeldstufen 1 und 2 (für einen monatlichen Zeitaufwand von über 50 bzw. über 75 Stunden Pflege) um vier Prozent erhöht werden; die Pflegestufen 3 bis 5 (für über 120 Stunden, über 160 Stunden bzw. über 180 Stunden) werden um fünf Prozent angehoben; und die höchsten Stufen 6 und 7 (für ständige Tag- und Nachtbetreuung) um sechs Prozent.

Zusätzlich gibt es Verbesserungen für Demenzkranke: Sie erhalten in den Pflegestufen 1 und 2 eine Erschwerniszulage von 30 Stunden und in den Stufen 3 und 4 eine Zulage von 20 Stunden. Schwer behinderten Kindern und Jugendlichen bis zum siebenten Lebensjahr kommt ein zusätzlicher Pauschalwert von 50 Stunden zu. Schwer behinderte Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr erhalten pauschal 75 Stunden. Ab 1. Jänner sollen die Verbesserungen wirksam werden.

Auch bei der 24-Stunden-Pflege gibt es eine Änderung: So wird bereits ab 1. November die Förderung für selbstständige Betreuer von 225 auf 550 Euro angehoben; jene für unselbstständige Pfleger von 800 auf 1100 Euro. Zudem fällt die Vermögensgrenze in allen Bundesländern weg.

So weit, so gut. Doch ein "Meilenstein"? "Allein die Pflegegelderhöhung ist angesichts der Teuerung zu gering ausgefallen", kritisiert Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich. Auch betreffe der Wahlkampfschlager "24-Stunden-Pflege" nur fünf Prozent der Pflegenden. Das eigentliche Problem sei die klaffende Lücke zwischen mobilen Diensten und 24-Stunden-Pflege. "Was in Österreich massiv fehlt, ist Achstunden-Tagesbetreuung", kritisiert Schenk. Erst sie würde die betreuenden Frauen tatsächlich entlasten und ihnen auch eine Teilzeittätigkeit ermöglichen. Doch mangels Angeboten müssten viele die teure 24-Stunden-Pflege oder das Heim wählen. "Die Logik unseres Systems", ätzt Schenk, "lautet eben noch immer: Sparbücher und Frauen zuerst!" DH

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