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Die vier Wochen vor Weihnachten bescheren dem Einzelhandel jährlich einen Umsatz von 1,45 Milliarden Euro.Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Probleme setzen daher die Kaufleute ihre Hoffnung in das Geschäft mit dem Schenken.

Advent - für gläubige Christen Beginn des Kirchenjahres und Beginn der Vorbereitungen auf das Fest der Geburt Jesu. Aber nicht nur sie warten in dieser Zeit darauf, die Ankunft des Erlösers feiern zu können. Auch der Handel hofft auf Erlösung - von den Umsatzrückgängen, die ihm die schwache Konjunktur dieses Jahr beschert hat.

Denn aufgrund der wirtschaftlich schlechten Lage üben heuer viele Konsumenten Zurückhaltung beim Geldausgeben. Laut einer aktuellen Umfrage des Linzer Marktforschungsinstitutes Spectra sind 47 Prozent der Österreicher sparsamer als voriges Jahr. Und die Forscher des Market-Institutes haben erhoben, dass sogar 58 Prozent der Bevölkerung nach eigenen Angaben weniger Geld als im vergangenen Jahr zur Verfügung haben.

Der stellvertretende Geschäftsführer der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, Roman Seeliger, sieht aber noch einen weiteren Grund für die Umsatzflaute: "Auch das fehlende Gefühl für den Euro hat heuer viele Österreicher ihr Geld vorsichtiger ausgeben lassen." Trotzdem ist Seeliger zuversichtlich, dass die vier Wochen vor Weihnachten dem Handel auch heuer die 1,45 Milliarden Euro bringen werden, die vergangenes Jahr im Dezember für Geschenke und Lebensmittel ausgegeben wurden. Das bedeutete im Jahr 2001 im Vergleich zum Durchschnitt der Monate Jänner bis November ein Umsatzplus von satten 30 Prozent.

Prognosen...

Die Zuversicht Seeligers teilt auch der Geschäftsführer des Österreichischen Institutes für Gewerbe- und Handelsforschung (IFGH), Peter Voithofer: "Zwar liegen die Umsätze der ersten drei Quartale heuer um 0,9 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aber die Einnahmen im Weihnachtsgeschäft sind schon seit Jahren eine relativ stabile Größe, die keinen besonderen Schwankungen unterworfen ist." Schließlich sei ja Weihnachten in erster Linie ein Fest der Familie, und gerade "in turbulenten Zeiten in denen die Familie immer wichtiger wird", beginne man nicht ausgerechnet in diesem Bereich zu sparen.

Am meisten unter der schlechten Wirtschaftslage hätten die Uhren- und Schmuckhändler sowie der Sportartikelhandel gelitten, erklärt Voithofer. Die Market-Umfrage nennt den Grund: 66 Prozent der Befragten wollten am ehesten bei den Ausgaben für Sportartikel, 65 Prozent bei Uhren und Schmuck den Sparstift ansetzen. Gerade den Juwelieren machen aber die Erfahrungen aus den Vorjahren Hoffnung: Sie nehmen nach einer IFGH-Studie im Durchschnitt 230 Prozent mehr ein als in jedem anderen Monat, der SportartikelHandel immerhin 62 Prozent.

Aber nicht nur die Ausgaben der Österreicher um die Weihnachtszeit sind relativ konstant. Auch der Ablauf des Weihnachtsgeschäftes bleibt immer in etwa derselbe, wie Roman Seeliger von der Wirtschaftskammer bestätigt: "Am ersten Adventsamstag wird eher geschaut als gekauft, am zweiten Samstag kaufen die Leute dann schon ein bisschen mehr. Der Höhepunkt ist am dritten Wochenende erreicht und am vierten Samstag kauft man dann meist nur noch das, was man vorher vergessen hat, und natürlich die Lebensmittel für die Feiertage."

Seit die Wirtschaftsvertreter vor sieben Jahren die damals äußerst umstrittene Öffnung der Geschäfte an Maria Empfängnis, dem 8. Dezember, durchgesetzt haben, war neben den vier Adventsamstagen vor allem dieser Tag äußerst umsatzträchtig. Kolportiert wurden Gesamteinnahmen bis zu 180 Millionen Euro. Inzwischen sind die Diskussionen über die Einkaufsmöglichkeiten an diesem Feiertag beinahe verstummt, heuer wird daraus trotzdem nichts - es ist ein Sonntag, die Geschäfte bleiben zu.

Aber auch wenn der Advent noch gar nicht begonnen hat, herrscht in den meisten Geschäften schon reges Weihnachtstreiben. Etwa bei dem Wiener Juwelier Haban: "Wir sind längst mitten im Weihnachtsstress. Vor allem schöne Uhren liegen heuer bei den Kunden im Trend", berichtet die stellvertretende Geschäftsführerin Christine Fischer. "Besonders beliebt sind dieses Jahr Materialien wie Weißgold, Platin und Stahl."

Auch im Spielwarenhandel hat die Vorfreude auf Weihnachten längst begonnen: "Durch den neuen Film sind die Harry PotterSpiele, die es für alle Spielkonsolen-Systeme gibt, der große Renner", freut sich der ÖsterreichGeschäftsführer der Spielwaren-Kette "Toys'R'Us" über die bezaubernden Vorlieben seiner jungen Kunden. "Auch Gesellschaftsspiele werden verstärkt nachgefragt. Und natürlich sind die Dauerbrenner noch immer Barbies für die Mädchen und Carrera-Autobahnen und Autos für die Buben." Bis zu 50 Prozent des Jahresumsatzes mache sein Unternehmen in den beiden Monaten vor Weihnachten.

Um die Kauflust noch mehr zu fördern, bietet Schweighofer seinen Kunden ab einem Warenwert von 150 Euro sogar Finanzierungsmodelle an. Bei einer Ratenzahlung von sechs Monaten fallen dabei keine, bei längeren Laufzeiten die üblichen Kreditzinsen an. "Diese Zahlungsmodelle werden aber weniger für Weihnachtsgeschenke als viel mehr für Kinderzimmerausstattungen, die wir auch anbieten, verwendet." Allerdings würden zum Teil auch Schülercomputer und Spielkonsolen auf diese Weise finanziert.

Einen wichtigen Stellenwert hat das Weihnachtsgeschäft auch für die Buchhändler: Sie nehmen im Dezember 69 Prozent mehr ein als in anderen durchschnittlichen Monaten. Kein Wunder, denn laut einer Studie des Marktforschungsinstitutes IMAS freuen sich 75 Prozent der Befragten über ein Buchgeschenk unter dem Christbaum. Die Trends lassen sich auch schon kurz vor Beginn des offiziellen Weihnachtstrubels feststellen: "Auffällig ist heuer das große Interesse an Biografien. Autoren wie Henning Mankell und Georg Markus sind auch sehr beliebt. Außerdem werden viele Geschenkbände gekauft, die zwar eigentlich keiner braucht, aber jeder gern anschaut."

Auch der Geschäftsführer von Nokia Österreich, Heikki Tarveinen, blickt zuversichtlich in die weihnachtliche Zukunft: Zwar besitzen schon 71 Prozent aller Österreicher über 15 Jahren ein Handy, in der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen sind es sogar mehr als 90 Prozent. Aber neue Geräte mit Farbdisplays, polyphonen Klingeltönen und integrierter Kamera sowie neuer Technologien wie MMS (Multimedia Messaging Service) würden eine Wachstumsphase versprechen.

... klaffen weit auseinander

Eines lässt sich jedoch offensichtlich trotz aller Trendbeobachtungen nicht abschätzen: welchen Umsatz der Online-Handel im Weihnachtsgeschäft erwarten darf. Denn die Vorhersagen klaffen weit auseinander. So errechnete das US- Marktforschungsinstitut "Jupiter Research", dass die Europäer in der Vorweihnachtszeit voraussichtlich 4,5 Milliarden Euro über das Internet ausgeben werden, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 55 Prozent bedeuten würde. Der amerikanische Marktforscher Gartner geht dagegen davon aus, dass die Europäer via Netz heuer sogar rund 16 Milliarden Euro für Weihnachtsgeschenke berappen werden.

Vor allem in der Bekleidungs- und Spielwarenindustrie floriere der Online-Handel, die Analysten von Gartner raten gar den Händlern, sich "trotz der globalen Rezession auf einen wahren Online-Shopping-Angriff" gefasst zu machen. Auffällig sei, dass nicht nur Christen kauffreudige Kunden im Weihnachtsgeschäft seien: Weihnachten habe sich längst auch in nicht-christlichen Regionen als Fest des Schenkens etabliert. claf

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