Sport und Training als Modell für alle Lebenslagen

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Skirennfahrer sind nach wie vor die österreichischen Sportler schlechthin. Nicht verwunderlich, dass viele von ihnen ihre Lebenserinnerungen auf den Markt bringen. Worüber schreiben die (Ex-)Skistars? Was möchten sie Lesern mitgeben?

Franz Klammer ebenso wie Karl Schranz haben klassische Memoiren vorgelegt. Spektakulärer sind Erik Schineggers Erinnerungen: Er verarbeitet in "Mein Sieg über mich" eine Geschlechtsumwandlung und damit einen Bruch, wie er in wenigen Lebensgeschichten vorkommt. Hermann Maier hat, obwohl noch aktiv, bereits zweifach Autobiografisches publiziert. Erstmals schrieb er nach seinem Sturz in Nagano 1998. Sechs Jahre später rollte er sein Leben abermals auf. Diesmal war sein Comeback nach einem schweren Motorradunfall 2001 der Ausgangspunkt. In einer ähnlichen Lage brachte der ehemalige Weltcup-Allrounder Günther Mader sein Buch heraus. In "ÜberLeben" erzählt er von seiner Karriere als Skirennläufer und von der Rehabilitation nach einem Schlaganfall unmittelbar nach seinem Rücktritt.

Die Rennläufer starten allesamt von "unten", legen ihre Lebensgeschichten als Aufsteigerstorys an. Karl Schranz ist Eisenbahnersohn, Franz Klammer fuhr auf Skiern in die Schule. Hermann Maier wurde nach ersten Erfolgen als Jugendlicher wieder aus dem Kader geschmissen und Günther Mader konnte nicht trainieren wie und mit wem er wollte. Die Anfänge waren stets mühsam und hart. Alle mussten um gutes Material und finanzkräftige Sponsoren kämpfen und um die Aufnahme ins Team.

Auch später in der Karriere ist viel von Kosten, Verzicht und Opfern zu lesen. Durchsetzungsfähigkeit und Ausdauer sind wesentliche Motive: Es geht um Härte im täglichen Training und um noch mehr Härte in Krisen und schwierigen Situationen. Letztere beziehen sich vor allem auf körperliche Missstände, auch auf Probleme mit dem Material oder mit den organisatorisch-politischen Strukturen des Skirennsports.

Die "Skilegenden" haben konkrete Tipps zu geben, denn: "Das Leben ist ein Abfahrtslauf" (Armin Assinger). Hermann Maier verkündet seine persönlichen Zehn Gebote, "die auch dich zum Sieger machen". Günther Mader tut es ihm gleich, wobei er zu bedenken gibt, Gebote seien anmaßend und heikel, und eine elfte Regel aufstellt: Jeder muss "seinen eigenen Weg zum Erfolg finden …" Die Skirennläufer wollen vorbildlich sein. Sport und Training wird als Handlungsmodell für sämtliche Lebenslagen vorgeschlagen: In jeder Situation sei ja Leistung irgendeiner Art gefragt. Implizit leiten ihre Autobiografien zur Selbstbeobachtung an, geben zum Teil ganz konkrete Ratschläge - wie man sich selbst coacht, wie man seine Kräfte auf allen Ebenen stärkt.

"Olympia", schreibt Karl Schranz, "hat mich immer wieder abgeworfen ... Im Kampf um die olympische Goldmedaille gab ich nie auf und wurde dafür anderweitig belohnt." Das Erlebte, und insbesondere auch das Scheitern, muss Sinn machen. Psychologische Schulung macht sich bemerkbar: Von lebensgeschichtlichen "Meilensteinen", von Echtheit und emotionaler Ehrlichkeit ist da zu lesen. Arbeit ist nicht mehr nur die Auseinandersetzung mit der äußeren Natur, sondern mit dem eigenen Ich - man arbeitet an sich und, wenn es sein muss, gegen sich. Vielleicht sind die Skirennläufer dafür ein besonders geeignetes Symbol.

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