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Der Bericht der Weisen macht's möglich: Österreich ändert seine Strategie gegenüber seinen Nachbarn in Mittel- und Südosteuropa. Agierte Österreich seit 1994 eher als Anhängsel der deutschen Außenpolitik, so beginnt sich seit den EU-Sanktionen Österreich endlich von Deutschland abzukoppeln. Mit der Erkenntnis, dass das neue Duumvirat Deutschland und Frankreich Österreich aus "Kerneuropa" hinauszudrängen droht, wechselt die Regierung ihren Kurs: weg von der Deutschland-Fixierung hin zu einer autonomen Rolle gegenüber den Nachbarn.

Falsche Zungenschläge Richtung Tschechien und Slowenien dürfen nicht täuschen. Auch Jörg Haider scheint langsam von seiner Anti-Erweiterungsposition abzurücken (bemerkenswert dazu: Andreas Mölzers Artikel jüngst in der "Presse").

Die Umorientierung der österreichischen Außenpolitik ist zu begrüßen: In mehrfacher Hinsicht - historisch, kulturell und ökonomisch kann Österreich von einem neugeknüpften "Netzwerk" in der Region "Mittel- und Südosteuropa" nur profitieren.

Profitieren kann Österreich nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Österreich wird vom östlichen Rand Europas in dessen Mitte rücken und kulturell eigene mittel- und osteuropäische Traditionen neu beleben. Dabei muss Österreich auch mit Überbrückungskosten und Strukturmaßnahmen für seine Nachbarn rechnen. Die Erwartungshaltung aus den Nachbarländern Richtung Wien ist noch immer groß.

Die Sozialdemokratie ist in dieser Frage (böse Zungen würden sagen: wieder einmal) auf dem falschen Dampfer, sie hält an ihrer Skepsis gegenüber der EU-Osterweiterung fest. Gleiches gilt für Gewerkschaften und Arbeiterkammern,die Arbeitsplatzängste schüren.

Langfristig könnte Österreich mit dieser geänderten Linie seine Rolle innerhalb der EU neu definieren; statt ein "zweites Bayern aber ohne Vertretung im Berlin" (Le Monde) zu spielen, könnte es endlich eine aktive Rolle bei der Integration der postkommunistischen Staaten in das größere Europa übernehmen.

Trautl Brandstaller ist ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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