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Streit um E-Fuels und Verbrenneraus: Wie geht die Mobilitätswende?

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Wie der Umstieg auf E-Mobilität gelingen kann, ist heftig umstritten. DIE FURCHE hat Bernhard Wiesinger, Leiter der Abteilung „Interessenvertretung“ im ÖAMTC, und Christian Gratzer, Pressesprecher des Vereins „VCÖ – Mobilität mit Zukunft“, zur Debatte geladen. Nur in einem Punkt sind sich beide einig: Klimaschutz hat Priorität.

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Wie der Umstieg auf E-Mobilität gelingen kann, ist heftig umstritten. DIE FURCHE hat Bernhard Wiesinger, Leiter der Abteilung „Interessenvertretung“ im ÖAMTC, und Christian Gratzer, Pressesprecher des Vereins „VCÖ – Mobilität mit Zukunft“, zur Debatte geladen. Nur in einem Punkt sind sich beide einig: Klimaschutz hat Priorität.

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DIE FURCHE: Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat die Frage nach der Zukunft des Autos zur Chefsache erklärt und mit Aussagen gegen ein Verbrenner-Aus und für E-Fuels polarisiert. Welche Aussichten zur Zukunft der Mobilität haben sich Ihnen beim Autogipfel des Kanzlers eröffnet?

Bernhard Wiesinger: Wenn sich die Politik auf höchster Ebene mit dem Thema Mobilität auseinandersetzt, ist das grundsätzlich gut. In Österreich geht es dabei um insgesamt 300.000 Arbeitsplätze, die vom Transformationsprozess der Autoindustrie betroffen sind. 50.000 davon direkt in der Antriebstechnologie. Das heißt, die Politik muss sich auch der Frage stellen, wie die Mobilitätswende gestaltet werden kann, damit diese Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Christian Gratzer: Die Automobilzulieferindustrie wird dann erfolgreich sein, wenn sie herstellt, was die Automobilhersteller künftig nachfragen. Die Autohersteller in Europa, in den USA und China gehen ganz klar in Richtung Elektromobilität. Ich bin zuversichtlich, dass die österreichische Automobilzulieferindustrie diese Umstellung sehr gut schafft. Vertreter der Zulieferindustrie bestätigen, dass sie darauf vorbereitet sind.

DIE FURCHE: Von den Höhen des Autogipfels in die Niederungen der politmedialen Ebene geschafft hat es vor allem die Diskussion über das Für und Wider von synthetischen Kraftstoffen, den E-Fuels. Was ist da Ihre Position?

Gratzer: Die Klimaziele, zu denen sich die EU und Österreich vertraglich verpflichtet haben, betreffen nicht nur den Verkehr, sondern auch die Industrie, die Landwirtschaft, die Haushalte. Alle Sektoren müssen mit der vorhandenen Energie besser haushalten, Energieverschwendung vermeiden und die jeweils sinnvollste Methode einsetzen. Wir werden künftig E-Fuels brauchen – aber die brauchen wir in der Schifffahrt, im Flugverkehr und in der Industrie. Die dafür benötigten Mengen sind so groß, dass für Pkws, wo E-Fuels im Vergleich zum Elektromotor äußerst ineffizient sind, nichts übrigbleiben wird.

Wiesinger: Ob sich E-Fuels für Pkws durchsetzen werden, wissen wir nicht. Wenn sie eine schlechte Idee sind, werden sie am Markt nicht bestehen. Aber wieso muss man sie verbieten? Das ist keine Technologieoffenheit. Dahinter steckt eine andere Agenda. Der klare Plan ist, „die Bösen“, die dann noch mit Verbrennerautos unterwegs sind, weil sie sich ein E-Fahrzeug nicht leisten können, zu bestrafen. Dagegen verwahren wir uns. Die Autohersteller sind nicht so engstirnig unterwegs, die sehen die Probleme, die sagen: „Unser Abschied vom Verbrenner steht fest, aber es braucht E-Fuels insbesondere für den Bestand.“ Wir haben eine riesige Transformation vor uns und wollen nicht, dass jene, die es sich am wenigsten leisten können, zurückgelassen werden.

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