Studie soll Wirkung neuer Therapie klären

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Multiple Sklerose (MS) sei die Folge einer Störung des Blutabflusses aus dem Gehirn und könne daher durch Wiederöffnung der betroffenen Venen behandelt werden. Das behauptet zumindest der italienische Arzt Paolo Zamboni. Seit der Gefäßchirurg einen Zusammenhang zwischen MS und der von ihm sogenannten Chronischen Cerebro-Spinalen Venösen Insuffizienz (CCSVI) hergestellt hat, schöpften viele, die von der bislang unheilbaren Krankheit betroffen sind, neue Hoffnung. Doch unter Medizinern wird Zambonis Hypothese extrem kontrovers diskutiert. Zum Beispiel auf einem medizinischen Kongress in Salzburg, wo sich kürzlich Interventionelle Radiologen - das sind jene Ärzte, die (unter anderem) mit Kathetern in Blutgefäße vordringen und diese von innen aufdehnen - trafen.

Ein "vorsichtiges Ja“ zu der umstrittenen Methode formulierte Thomas J. Vogl vom Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt. An seiner Abteilung werden vom Gehirn wegführende, ganz oder teilweise verschlossene Venen von MS-Patienten wieder geöffnet. Jim A. Reekers vom Academic Medical Center in Amsterdam bezeichnete den behaupteten Zusammenhang zwischen MS und CCSVI hingegen als "Märchen“, das wissenschaftlich längst widerlegt sei. Dass die Forschung das Thema noch nicht ad acta gelegt habe, liege vor allem an Patienten, die sich in Foren für die vermeintliche Wundertherapie stark machen: "Das Internet erhält die Botschaft der Hoffnung aufrecht.“

Siegfried Thurnher, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie, meint, es gebe noch zu wenig wissenschaftliche Daten, um die Hypothese zu erhärten. Allerdings sei es aber auch noch zu früh, sie komplett als Nonsens abzutun. "Die Methode ist allerdings in den Geruch der Abzocke gekommen, weil jene, die sie praktizieren, oft viel Geld für diesen - relativ einfachen - Eingriff verlangen“, räumt Thurnher ein.

Endgültige Klarheit soll eine breit angelegte Studie in die Sache bringen, die vom Kanadischen Gesundheitsministerium initiiert wurde. (M. K.)

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