Studiendauer: Was lange währt, ...

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Was lange währt, wird endlich gut, heisst es. Für die österreichischen Universitäten und die durchschnittliche Studiendauer soll dieser Spruch aber nicht (mehr) gelten. Die laufenden Universitätsreformen haben durch jüngste OECD-Studien zusätzliche Argumentationshilfen erhalten: Bei der absolvierten Semesteranzahl bis zum Studienabschluss und bei den Kosten je Studierendem hält Österreich den "negativen" Spitzenplatz.

Stutzig wird man aber, wenn man feststellen muss, dass Iren ihr Universitätsdiplom schon nach durchschnittlich 3,2 Jahren und die Österreicher erst nach 6,4 Jahren erhalten. Es gibt ja auch in Österreich noch gar kein dreijähriges Studium: die sechssemestrigen Baccalaureatsstudien in manchen (wenigen) Fächern werden erst eingeführt! Unsere Studienpläne sehen bis zum Diplom oder Magisterium in der Regel acht bis zehn Semester vor, in etlichen Fällen zwölf Semester und mehr.

Das heißt 6,4 Jahre sind in Anbetracht eines hohen Anteils berufstätiger Studierender eigentlich gar nicht übertrieben lang. Damit relativiert sich das Bild: Die durchschnittlichen 3,5 Jahre der Engländer, die 3,6 Jahre der Schweizer oder die 3,9 Jahre der Dänen wären nach unserem System einfach nicht erreichbar. Hinzu kommt, dass in den verschiedenen OECD-Ländern auch Kurzstudien mit zwei oder vier Semestern als Abschluss gezählt werden - vergleichbar unseren Kollegs, die in der Statistik nicht aufscheinen. Dass derartige (in der Regel einerseits verschulte, andererseits auf die Praxis zugeschnittene) Bildungsangebote auch kostengünstiger sein können als unsere österreichischen Vollstudien, liegt auf der Hand. Hier gibt es sicher einen Aufhol- und Nachholbedarf - wobei man sich aber in Bezug auf diese Kurzzeitqualifikationen keine (Wirtschafts)-Wunder erwarten darf. Und den universitären Anspruch, Lehre und Forschung zu integrieren, kann man unter diesen Prämissenwohl auch kaum erfüllen.

Die Kostenseite wird sich durch die Einführung der Studiengebühren natürlich verändern - wobei zu hoffen ist, dass wir uns bei den Studienbeihilfen dann an internationalen Standards orientieren - und nicht die Studierenden erst recht in die Berufstätigkeit (und damit lange Studien) drängen.Hier fehlen noch politische Grundsatzentscheidungen, die nicht unter dem Diktat "speed kills" getroffen werden sollten.

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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