Studieren mit Grey's Anatomy

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Auf die Entwicklung sozialer sowie kommunikativer Kompetenzen wird im Rahmen des Medizinstudiums immer mehr Wert gelegt, nicht alleine zum Nutzen der Patienten.

Der für Prüfungszwecke simulierte Patient windet sich vor Schmerzen, die Liste seiner Beschwerden ist lang: Eine Herausforderung für angehende Medizinstudierende, die mittlerweile bereits während des Studiums den Umgang mit Patienten lernen. Neben der richtigen Diagnose geht es hier vor allem darum, mit den Betroffenen richtig zu kommunizieren - Ängste nehmen, Krankheit und Therapie verständlich erklären, eine einfache Sprache ohne Fachausdrücke verwenden. Noch dürfen sie Fehler machen: Bei dem Patienten handelt es sich um einen Schauspieler, der zuvor genau instruiert wurde, ein Profi-Hypochonder also.

Das Medizinstudierende heute im Rahmen der universitären Ausbildung ein professionelles Kommunikationstraining erhalten und den Umgang mit Patienten erlernen, ist keine Selbstverständlichkeit. Noch vor wenigen Jahren wurde einzig medizinisches Fachwissen an der Uni unterrichtet, der Umgang mit Kranken - also mit Personen, die sich in einem Ausnahmezustand befinden - war kein Teil des Medizin-Curriculums. Den jungen Medizinern blieb in der Regel nichts anderes übrig, als ins kalte Wasser des Klinikalltags zu springen.

Es gibt noch viel zu tun ?

Dass heute auch auf die Persönlichkeitsentwicklung angehender Ärzte wertgelegt wird und die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen Teil des Medizinstudiums sind, zeigte die Diskussionsrunde zum Thema: "Kommunikative Kompetenzen im Rahmen des Medizinstudiums" bei der Medizin- und Ethik-Tagung in Wien. Lehrende und Studierende der Medizin waren sich einig: Es wurde viel weitergebracht in den vergangenen Jahren, aber es gibt noch sehr viel zu tun.

Eine Vorreiterrolle nehmen in diesem Zusammenhang die privaten Medizinuniversitäten ein, die von Anfang an Wert legten auf eine umfassende Ausbildung von angehenden Medizinern. "Der Donnerstag ist bei uns vollkommen Medizin-frei", erklärt Martin Fischer, Prodekan an der privaten Medizinuni Witten/Werdecke (Deutschland) und Gründer des Instituts für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen. Die Studierenden in Witten/ Werdecke sollen motiviert werden, ihr Studium individuell zu gestalten, der freie Donnerstag helfe ihnen dabei, zu einer "Arztpersönlichkeit" heranzureifen, die über fachliche Kompetenz und menschliche Qualitäten verfüge.

Auch wenn der Stundenplan für die Studierenden an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg straffer ist als in Deutschland, werde dennoch alles getan, um die zukünftigen Ärzte optimal auf den Umgang mit Patienten vorzubereiten, sagt Leonhard Thun-Hohenstein, der an seiner Universität Koordinator für soziale und kommunikative Kompetenz ist. "Wir verfolgen zwei Ziele: Einerseits sollen die jungen Menschen lernen, mit Kranken angemessen umzugehen, andererseits wird ihnen beigebracht, auf sich selbst zu achten, um Burn-Out und Stress vorzubeugen", so Thun-Hohenstein. Dass dafür auch schon mal Fernsehsendungen wie "Dr. House" oder "Grey's Anatomy" zur Hilfe genommen werden, sei keine Seltenheit: "Es sind oft sehr gute, weil plastische Beispiele."

Doch nicht nur mit Fernsehsendungen und Schauspielern wird gearbeitet, auch Kommunikationstrainer und Psychologen kommt zum Einsatz. Darauf greifen mittlerweile auch traditionsreiche Hochschulen zurück, wie Herbert Lochs, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, bestätigen kann.

In den vergangenen Jahren zeigte sich deutlich: Studierende mit sozialen Kompetenzen kommunizieren nicht nur mit Patienten leichter, sondern sie erzielen auch bessere Ergebnisse bei den klinischen Prüfungen.

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