Teurer Vaterlandsdienst

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Österreich macht es seinen Jungmännern nicht leicht. Die Entscheidung Bundesheer oder Zivildienst ist nicht nur eine Grundsatzentscheidung, die eine Klärung des persönlichen Wertehorizonts verlangt, sondern vielfach auch eine ganz praktische, aber ebenfalls umfassende: Soll man(n) bis zum Einberufungsbefehl oder möglichem Dienstantritt im Lehrbetrieb bleiben und sich in der Zeit des "Dienstes am Vaterland" am Arbeitsmarkt umsehen und vielleicht später wechseln? Oder doch gleich nach Lehrabschluß?

Ist es schlau, sofort ein Studium zu beginnen und dann zu unterbrechen, oder hilft ein weiteres Jahr bei der Präzisierung der eigenen Interessen?

Bleibt man(n) bei den Eltern wohnen, oder nimmt man die kleine Garconniere, die gerade jetzt frei ist? Geht sich das finanziell aus? Hängt man den Eltern weiter in der Tasche?

Alle diese Fragen stellen sich den jungen Männern seit Jahren - aber es ist schwieriger geworden, eine Antwort darauf zu finden. Man darf sich nicht wundern, wenn ein Gefühl von Rechtsunsicherheit um sich greift - immerhin hat die drastische Reduktion des Taggelds die derzeitigen Zivildiener Knall auf Fall getroffen - wie wird es nun etwa mit den Wohnbeihilfen weitergehen? Hat man die Chance, in eine der Zivildiensteinrichtung zu kommen, in der man auch mit verpflegt wird, oder die sogar, wie das Rote Kreuz in Salzburg, von sich aus das "Taschengeld" aufstockt? Knapp(er) wird es in jedem Fall.

Und so, wie die Schuldnerberatungsstellen schon jetzt über die große Zahl der "Jungpleitiers" unter ihren Klienten stöhnen, weil vor allem während des Bundesheers Wohnungsmiete und Autoraten nicht mehr so einfach zu berappen sind und die Bankschulden explodieren, könnten in Kürze auch die Zivildiener in den unerfreulichen Privatkonkursstatistiken eine eigene zählbare Problemgruppe darstellen.

Nicht, daß da nicht auch eigenes Verschulden vorläge: sie leben schon oft ein wenig auf großem Fuß, die jungen Herren. Aber die Banken bewerben auch bei den Jungverdienern ihre Kredite - Schuldner sind eine verlässlichere Einnahmequelle als Sparer. Denn mit 43 Schilling pro Tag ist wohl nicht leicht gespart ...

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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