Toleranz lernen im Ferienlager

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Vorurteile bekämpfen und Feindbilder abbauen ist das Ziel der Caritas-Ferienlager für bedürftige Kinder im Nahen Osten.

Ein Essen für zwei Personen reicht auch für drei und ein Essen für drei Personen ist genug für vier." Der Logik dieses in arabischen Ländern gern zitierten Prophetenworts folgen auch die Toleranz- und Freundschaftslager der Caritas Salzburg in der Region Mona (Mittlerer Osten/Nordafrika). Eine Idee, die 1999 beim Start der Initiative für Kinder aus drei Ländern gut war, hat mittlerweile derartig großen Zuspruch gefunden, dass im Sommer dieses Jahres 95 Kinder aus sieben Nationen und 13 Konfessionen am Caritas-Ferienlager in Ägypten teilgenommen haben. "Nur besseres gegenseitiges Verständnis, mehr Toleranz und der Abbau von Feindbildern werden zu einer friedvolleren Zukunft im Nahen Osten führen", ist Stefan Maier überzeugt, "und der Weg zu diesem Ziel führt über die Kinder", fügt der Leiter der Auslandshilfe Salzburg und Nahost-Koordinator der Caritas Österreich hinzu.

Kinder zu Besatzern schicken?

Beim ersten Ferienlager im syrischen Tartous waren noch viele libanesische Eltern gegen die Teilnahme ihrer Kinder, denn sie kannten die Syrer nur als Besatzungsmacht, erzählt Maier. Durch viel Aufklärungsarbeit konnten die Vorbehalte aber überwunden und auch die misstrauischsten Eltern von der Sinnhaftigkeit dieser Treffen überzeugt werden.

"Am Anfang habe ich mich noch ein wenig vor den vielen Fremden gefürchtet", meint der 13-jährige George Sarkis aus Syrien, der beim heurigen Sommerlager in Alexandrien und Kairo dabei war, "aber dann habe ich sie und ihre Kultur kennen gelernt - und die Angst war weg."

Lager-Organisator Stefan Maier achtet sehr darauf, dass die Kinder und Jugendlichen sich nicht in nationalen Gruppen verstecken, sondern die Nationalitäten von Anfang an völlig durchmischt werden. Zum ersten Mal waren in diesem Jahr auch sudanesische Kinder dabei - für die meisten anderen Kinder ein absolutes Aha-Erlebnis, zum ersten Mal schwarzhäutige Menschen zu sehen und nach kurzer Zeit sogar mit ihnen Freundschaft zu schließen.

Mädchen werden bevorzugt

Zum ersten Mal hat der Großteil dieser Kinder auch die Heimat verlassen, ist zum ersten Mal mit dem Flugzeug geflogen, hat zum ersten Mal ein Restaurant betreten und das Meer gesehen. Die Kinder werden von den nationalen Caritas-Organisationen ausgewählt und zählen "zu den Ärmsten der Armen", sagt Maier: "40 mussten komplett neu eingekleidet, von der Zahnbürste bis zum Kamm ausgestattet werden."

Sprachbarrieren gibt es kaum, auch wenn die einzelnen arabischen Dialekte doch sehr unterschiedlich sind. Zwei Drittel der Teilnehmer beim Lager sind Mädchen - ein Akt positiver Diskriminierung und ein bewusstes Zeichen gegen die Bevorzugung von Buben in islamischen Ländern. "Einmal war ich The star of the day", ist die zehnjährige Sudanesin Abouk Majouk nach wie vor begeistert, "und ich glänzte bei unserer Tanz-Präsentation am sudanesischen Nationalabend.

Neben Besichtigungen und Ausflügen zählen diese nationalen Abende, an denen die Kinder Kultur und Tradition, aber auch die Küche ihres Landes präsentieren, zu den Höhepunkten des Ferienlagers. Die Kinder geben dabei ihr Bestes, erzählt Maier, die Jordanier haben beispielsweise schon vier Monate vor dem Lager begonnen, für ihre Aufführungen zu proben. Und wann ist das Sommerlager für ihn ein Erfolg? Stefan Maier: "Wenn ich Briefe wie den von der 14-jährigen Abdira Abdel Massih erhalte, in dem steht: Wir sind aus verschiedenen Ländern hergekommen, aber bei diesem Lager haben wir gesehen, dass wir Freunde sein können."

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