Troubleshooter bei weltweiten Katastrophen

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Alle sechs Monate führt ihn sein Weg ins Tropeninstitut in Wien – der regelmäßige Impfpasscheck steht an. Thomas Preindl ist Katastrophenhelfer bei der Caritas und gilt als bewährter Mann der ersten Stunden, Tage, Wochen – wo auch immer auf diesem Globus.

Seinen Zivildienst hat er in Rumänien absolviert und nach dem Studium der Landwirtschaft an der Bodenkultur in Wien verschlug es ihn nach Albanien und in den Kosovo zu seinem ersten großen Einsatz in einem Kriegsgebiet. Afghanistan folgte. Ein traumatischer Einsatz, denn „die Bilder vom Krieg beschäftigen einen länger, weil die bewaffneten Konflikte so sinnlos sind“. Das Einsatzgebiet lag im Norden des Landes, wo Landwirtschaft dominierte – „die Ein- und Ausreise erfolgte immer über Pakistan“.

Im Jahr 2005 dann der erste Einsatz in Pakistan, nach dem großen Erdbeben in Kaschmir; und vor drei Wochen stand wieder Pakistan als Reisedestination für Preindl fest, der inzwischen eigentlich hauptsächlich im Südsudan – „einem der vergessenen Katastrophengebiete“ – engagiert ist. Nachdem er sich aber neben seiner zentralen Arbeit im Bereich der Ernährungssicherstellung auch als Troubleshooter für Ersteinsätze einen Namen gemacht hat, gibt es immer wieder überraschende Arbeitseinsätze. Der letzte größere führte nach Haiti, problematisch durch die vielen Toten und Verletzten, eine logistische Herausforderung durch die Insellage. In allen Krisengebieten ist es aber von Vorteil, dass die Caritas überall lokale Netzwerke hat und mit den Betroffenen direkt kommunizieren kann.

Der aktuell gerade beendete Einsatz in Pakistan war für Thomas Preindl eine strapaziöse Angelegenheit, wurden doch Überschwemmungsgebiete sowohl in den Hochgebirgstälern im Norden des Landes als auch solche in der eigentlichen Kornkammer Pakistans im Süden betreut. „Die Dimension in Pakistan übersteigt alle Vorstellungsmöglichkeiten und ohne das lokale Netzwerk mit Partnern, die die Situationen, die Ressourcen und die möglichen Transportwege kennen“, wäre es noch schwieriger zu helfen. Lebensmittel, Plastikplanen, Hygieneartikel, Wasser, Medikamente aber auch Stahlseile und Holz für den Bau von Hängebrücken müssen so weit wie möglich transportiert werden. „Für die Menschen bleiben dann oft immer noch Märsche von sechs oder sieben Stunden im steilen Gelände, wenn sie sich das Material bei unseren Stützpunkten holen“, so Preindl.

Thomas Preindl hat nach drei Wochen in Pakistan und somit heuer, ganz unüblich, bereits dem zweiten Großeinsatz, den Kopf voller Bilder – „viele schreckliche, aber auch schöne, wenn man helfen kann“ – und kehrt demnächst zurück in den Südsudan, obwohl ihn gerade die Nachricht einer Überschwemmungskatastrophe in Niger erreicht hat.

Davor heißt es aber für den Single, die Eltern in Innsbruck zu besuchen, die österreichischen Freunde zu treffen und mittels Supervision das Erlebte aufarbeiten. Gut essen steht dabei ebenso auf dem Programm wie viel Bewegung in der Natur, um die Kraftquellen wieder aufzutanken und „den Boden unter den Füßen wieder zu spüren“. Mit seinem internationalen Freundeskreis ist Thomas Preindl dank der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten permanent in Kontakt, und auf seine persönliche Zukunft angesprochen meint er nur kurz und bündig: „Das ist noch völlig offen.“

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