Tschador nicht vergessen!

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Gut gemeint ist leider nicht immer auch gut gelungen. Das hat er nun wohl schmerzlich erfahren müssen, der Grazer Bürgermeisterstellvertreter und Zivilschutzreferent Weinmeister.

Da tut er doch nichts anderes, als dem Sicherheitsbedürfnis der ihm anvertrauten Bürgerinnen und Bürger Rechnung zu tragen und in einer Broschüre ein paar gute Tipps geben - und schon fällt die gesamte Frauenmeute, nicht nur aus Graz, über ihn her. "Gelegenheit macht Diebe" lässt er völlig harmlos texten, und dann raten, man möge Fahrräder und Eingangstüren absperren, bei Verlassen des Hauses alle Fenster verriegeln und Handtaschen in der Dienstzeit in einem Bürofach einschließen.

Er denkt ja nun wirklich an die Frauen, der Gute! Besonders natürlich an der Stelle der Broschüre, die "Sexualdelikte" thematisiert : "Mehr als die Hälfte der angezeigten Delikte ereignet sich im Freien, überwiegend in der warmen Jahreszeit, in der Frauen oft spärlich bekleidet sind". Also, dem Vernehmen nach gibt es im Sommer auch Männer, in Ruderleiberl und Shorts und so - aber offensichtlich stellen die keine für die Kriminalstatistik relevanten Anreize für weibliche Vergewaltiger dar. Daher: "Wenn Wege - besonders in der Dunkelheit - allein zurückzulegen sind, sollte man es vermeiden, allzu ,freizügig' zu wirken". Gegebenenfalls sollte Kleidung zum Um- oder Überziehen mitgenommen werden". Da tun sich für die sicherheitsbewusste Frau natürlich ein paar Fragen auf: was ist "freizügig"? Leider steht in der Broschüre nichts über Minirock"längen", die Breite von Spaghettiträgern oder die gerade noch akzeptablen Zentimeter von Bauchfreiheit bei Tops. Wenn man für den Nachhauseweg nicht den halben Kleiderschrank mitführen will, ist daher eines klar: ein Tschador passt in in jeden Lady-Rucksack und auch ein ein Plastiksackerl. Ob das die Partei des Herrn Vizebürgermeisters will?

Graz könnte ab 23 Uhr relativ "überfremdet" aussehen. Dann lieber doch ein paar Zeilen weiter in der Broschüre: "Überlegen Sie die Anschaffung eines Wachhundes für Ihr Objekt". Hoppla, Irrtum, wohl eher an Männer gerichtet und Abschnitt Einbruchsdiebstahl ...

Die Autorin ist Professorin für

Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

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