Universitäten: Reform der Reform ?

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Apnalysiert man die Diskussion der letzten Monate, drängt sich der Eindruck auf, Österreichs Universitäten hätten ausser akutem Reformbedarf nichts zu bieten: Überlange Studiendauer, hohe Drop-Out-Rate, verkrustete Strukturen, Massenbetrieb schienen die Kennzeichen des Systems zu sein. Als Sofortmaßnahmen sollen nun Studiengebühren einerseits und ein neues Dienstrecht andererseits unsere Universitäten europafit machen. Ein aktueller Ländervergleich zeigt allerdings, dass österreichische Jungakademiker nach einigen Berufsjahren ganz und gar nicht verbittert auf ihre "Kaderschmieden" zurückblicken: Die Einschätzung der universitären Qualifikation liegt bei der Vermittlung von Fachwissen höher als in allen anderen Ländern, die erzielten Einkommen im obersten Drittel und die Berufszufriedenheit im guten Mittelfeld.

Was kritisiert wird, ist neben der technischen Ausstattung der fehlende Praxisbezug, die mangelnde persönliche Beratung sowie Vermittlung sozialer Kompetenz. Nun lässt sich die Ressourcensituation in Bezug auf Räume und Geräte bis hin zum Computerequipment tatsächlich nur mit mehr Geld für die Universitäten verbessern - ob Studiengebühren hier der einzig gangbare Weg sind, sei dahingestellt. Praxisbezug in der Lehre, Eingehen auf den einzelnen Studierenden und Chancen zur Persönlichkeitsbildung werden aber sicher nicht dadurch forciert, dass man - wie das neue Dienstrecht vorsieht - mit jungem Kurzzeitpersonal auf Schleudersitzen arbeitet.

Kein Universitätsabsolvent wird nach einigen Praxisjahren an die Universität als Lehrender zurückkehren, wenn er dort Bedingungen vorfindet, die weniger Sicherheit (und Geld) bieten als die Wirtschaft. Und kein Universitätsassistent wird sich auf die persönlichen Bedürfnisse der Studenten einlassen, wenn er unter massivem Zeitdruck für seine eigene Karriere Punkte sammeln muss. Egoistisches Konkurrenzdenken wird die Teamfähigkeit und das Arbeitsklima beeinträchtigen. Die verstaubten Talare von seinerzeit sind längst entsorgt; wenn man nun den Universitäten neue Kleider verordnen will, sollte man sie maßschneidern und nicht beliebig von der (gar nicht so vorbildlichen europäischen) Stange kaufen.

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