Unterbezahlt und protestbereit

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Warum verdienen Frauen oft nur die Hälfte, obwohl ihre Arbeit genauso viel wert ist wie die der Männer? Es ist interessant, dass genau dieser Bereich, wo es um harte Fakten geht, keine klaren Antworten gefunden hat. Wie ist es möglich, dass nach internationalen Schätzungen Frauen nicht vor 2050 ihren gerechten Lohn erhalten werden?

In Österreich läuft zur Zeit die "Frauen ohne Grenzen"-Kampagne für gerechten Lohn. Dafür werden Geldscheine verschiedener Währungen in Magazinen abgebildet. Auf dem Schein mit dem doppelten Wert ist ein Mann zu sehen, auf dem anderen ein weibliches Porträt. Die Botschaft ist eindrucksvoll. Wird sie aber die beiden Gruppen, die betroffen und zuständig sind, auch tatsächlich aufrütteln? Was ist mit der Politik los, die die Tatsache der ungerechten Bezahlung als Nebenwiderspruch in den Lohnverhandlungen abfertigt? Das Lobbying der Interessenvertretungen in Europa - von Frauenministerien, die über die Jahre macht- und zahnlose Einrichtungen mit Minibudget und Minieinfluss wurden, bis zu Gewerkschaften - hat keine messbaren Ergebnisse erzielt. Der ÖGB fordert, eine Studie in Auftrag zu geben, um die genauen Einkommensunterschiede in Österreich zu erheben und eine nationale Entgeltgleichheitskonferenz einzuberufen. Studien und Konferenzen mit unaussprechlichen Namen und theoretisierenden Experten sind maximal eine Teillösung. In der Zwischenzeit arbeiten Frauen gratis. Nach Berechnungen tun sie das tatsächlich die letzten drei Monate des Jahres. Wäre ein allgemeiner Arbeitsboykott der Frauen Europas nicht eine denkbare Antwort, um diese Ungerechtigkeit schlagartig ins Bewusstsein zu rücken?

Weiblichkeit, Geduld und Armut scheinen ein Paket zu sein.

Die Autorin ist Gründerin und Vorsitzende des Netzwerks "Frauen ohne Grenzen".

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