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Projekte zur Bewusstseinsbildung sollen die Zahl der Karenzväter erhöhen.

Er hatte Glück: Der Arbeitgeber stimmte seiner Entscheidung zu - schließlich konnte sich die innovative Unternehmensberatung ein Nein schon aus Imagegründen nicht leisten. Und auch seine Frau spielte mit, prinzipiell und finanziell - schließlich verdiente sie als Ärztin und Psychotherapeutin ebenso viel wie er. Beste Voraussetzungen also für MiÇsa Strobl, sich der Betreuung seines zweiten, heute vier Jahre alten Sohnes zu widmen - und nach seiner Frau selbst eineinhalb Jahre in Karenz zu gehen.

Mit seiner raren Entscheidung - nur 2,68 Prozent der Kindergeldbezieher sind hierzulande Männer - und seinem kommunikativen Knowhow wurde MiÇsa Strobl bald zum Aushängeschild für seine Geschlechtsgenossen. Mittlerweile leitet er das Pilotprojekt "Väterkarenz-Steiermark" von Familienlandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (VP) - und versucht den Männern durch Bewusstseinsbildung die Angst vor einem (kurzfristigen) Ausstieg aus der Erwerbsarbeit zu nehmen. "Meine Generation ist noch mit dem abwesenden Vater aufgewachsen", erzählt der 36-Jährige. "Wir müssen nun diese Rollenbilder durchbrechen." Das Potenzial sei jedenfalls vorhanden, ist der Männerforscher Erich Lehner vom Wiener Ludwig Boltzmann Institut für Werteforschung überzeugt: "Ich glaube, dass es trotz des unterschiedlichen Einkommens zwischen Männern und Frauen ein Potenzial von bis zu 20 Prozent geben könnte." Immerhin hätten sich in einer Studie 51 Prozent der Männer bereit erklärt, ihren Beruf zu unterbrechen, um Pflege- oder Kinderbetreuung zu leisten. "Dazu braucht es aber einen politischen Willen - und den sehe ich derzeit in Österreich nicht."

Anders in Schweden: Dort besteht ein eigenständiger Anspruch des Vaters auf zwei bezahlte Karenzmonate, die bei Nichtnutzung verfallen. Ein Vaterschaftsurlaub von 10 Tagen nach der Geburt soll darüber hinaus die Vater-Kind-Bindung stärken. Die Maßnahmen tragen Früchte: 16 Prozent der schwedischen Väter gehen in Karenz.

Für Österreichs Väter ein weiter Weg. Hier sind innovative Projekte gefragt - wie jenes, das die "Väterkarenz-Steiermark" gemeinsam mit der Brau Union initiierte: Bis Ende des Jahres werden in ca. 7.500 steirischen Gastronomiebetrieben 500.000 Bierdeckel verschickt, die für die Karenz werben. Damit soll dort eine Diskussion entstehen, wo nicht selten über Karenzväter geurteilt - und gelästert - wird: am Wirtshaustisch. DH

INFORMATIONEN

unter www.vaeterkarenz.steiermark.at

VERANSTALTUNGSTIPP:

Familie - Arbeit in Balance

Podiumsdiskussion u.a. mit Erich Lehner, Johanna Rachinger, Edith Schlaffer. Mittwoch, 17. November, 19 Uhr,

Kardinal König Haus, Lainzer Straße 138, 1130 Wien. Infos: (01) 804 75 93-603 und www.kardinal-koenig-haus.at

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