Vereint in die Bürgergesellschaft

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Mehr als 2,5 Millionen Menschen engagieren sich österreichweit in diversen Vereinen. Ihnen will die neugegründete "Vereinsakademie" mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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Mehr als 2,5 Millionen Menschen engagieren sich österreichweit in diversen Vereinen. Ihnen will die neugegründete "Vereinsakademie" mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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Andreas Khol tut es. Herbert Sausgruber tut es auch: Sie kämpfen für eine neue Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements. Der ÖVP-Klubobmann und der Vorarlberger Landeshauptmann sind jene Spitzenpolitiker, an denen sich diese in letzter Zeit verstärkt feststellbare gesellschaftspolitische Akzentsetzung der Volkspartei am deutlichsten festmachen läßt.

Sausgruber hat in seinem Bundesland im letzten Jahr die Aktion "Ehrenamt - unbezahlbar, unverzichtbar" auf die Beine gestellt: Ehrenamtlich Tätige sollten quasi vor den Vorhang geholt werden. So wurden etwa zur Eröffnung der Bregenzer Festspiele weniger Personen aus den Reihen der Prominenz eingeladen, dafür aber solche, die mit ihrer unbezahlten und oft auch unbedankten Arbeit viel für den Zusammenhalt der Gesellschaft leisten.

Theoretisch entwickelt hat diesen Gedanken Andreas Khol in seinem Buch "Mein politisches Credo. Aufbruch zur Bürgersolidarität" (siehe Furche 11/98). Ausgehend von der Überlegung, daß die Verstaatlichung der Solidarität "ihre Grenzen schon lange überschritten" habe, fordert der Tiroler die Hinführung der Bürger zu mehr Eigenverantwortung und privatem Engagement und eine dementsprechend verstärkte Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten.

Nun haben diese Ideen auch in der Bildungsarbeit der ÖVP ihren Niederschlag gefunden. Unter dem Dach der "Politischen Akademie" in der Wiener Tivoligasse hat sich die Vereinsakademie konstituiert - das, laut Eigendefinition, "erste österreichische Kompetenz-Center für Vereine". Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind in über 100.000 Vereinen in ganz Österreich tätig. Ihnen will das Kompetenz-Center unter Leitung des Vorarlbergers Reinhard Peter durch Information, Beratung, Weiterbildung Hilfeleistung anbieten. Angesprochen sind Kultur-, Sport-, Sparvereine ebenso wie Selbsthilfegruppen oder Familienverbände.

Mit einer Fachtagung im März über "Neue Trends im Vereinswesen" wurde die Initialzündung getätigt - den programmatischen Eröffnungsvortrag hielt stringenterweise Andreas Khol ("Der Wert der Vereine und des Ehrenamtes in der Bürgergesellschaft").

Reinhard Peter ist sich dessen bewußt, daß sein Zielpublikum vor allem mit einem Imageproblem zu kämpfen hat: wo "Verein", da ist der "Meier" nicht weit. "Vereinstätigkeit" - das klingt etwas altbacken-betulich. Wohl deswegen auch der zeitgemäß-flotte Untertitel "Kompetenz-Center", und auch gleich bei der zweiten Fachtagung der Versuch, ein Signal in die Gegenrichtung zu setzen: "Jugend in Vereinen - Wunsch oder Wirklichkeit?" hieß es da, noch etwas vorsichtig zwar, aber immerhin; und dann: "Warum Jugendliche anders als Funktionäre denken". Zu diesem Thema gehört wohl auch, daß es nicht so wenige Jugendliche gibt, die weniger jugendlich als funktionär denken; die sind noch schlimmer als die reiferen Funktionärsjahrgänge.

Auch das Buch zum Thema ist bereits erschienen: "Verein(t)" führt in die Prinzipien einer erfolgreichen Vereinsarbeit ein. Es ist als Hand- und Arbeitsbuch konzipiert und beinhaltet unter anderem Ideen zu Marketing und Arbeit am corporate design, Möglichkeiten der öffentlichen Präsentation oder eine Checkliste für die Vereinszeitung. RM Information Die Vereinsakademie: Das erste österreichische Kompetenz-Center für Vereine Leitung: Mag. Reinhard Peter 1120 Wien, Tivoligasse 73; Tel. (01) 815 81 92Fax (01) 814 20-28 E-mail: verein@modernpolitics.or.at VEREIN(T) Ein Handbuch für die VereinsarbeitHrsg. von Ludwig Kapfer und Hans PutzerEigenverlag der Politischen Akademie, Wien 1998218 Seiten

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