Verheerende Bilder von Kirche

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Es ist nicht nur die Wortwahl "entartete Kultur", deren sich der Kölner Kardinal Joachim Meisner bei der Eröffnung seines Diözesanmuseums St. Kolumba befleißigte, die mehr als befremden sollte. Ob des Entrüstungssturms nahm der konservative Hardliner zwar den Ausdruck, den einst die Goebbels-Propaganda weit verbreitete, zurück. Aber das Weltbild, dem der Kardinal anhängt - dort, wo Kultur und Kunst von der Gottesverehrung abgekoppelt werde, würde die Kultur "Schaden nehmen" (so ersetzte Meisner den Ausdruck "entartet") - ist mindestens so problematisch: Der Kirche steht es ganz und gar an, in einen offenen Dialog mit Kultur und Kunst einzutreten, ohne gleich die Keule "ohne Gott(esdienst) keine Kultur" zu schwingen.

Die Kölner Kardinalsworte sind ein Indiz dafür, wie sehr sich konservativer Katholizismus zur Zeit von der Welt und der Gesellschaft entfernt.

Ein zweiter Bischofsskandal ist noch empörender: Regensburgs Oberhirte Gerhard Ludwig Müller - dem selben Kirchenlager zuzuordnen wie Amtskollege Meisner - hat einen wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraften Geistlichen als Pfarrer eingesetzt; dieser sitzt nun wegen eines neuerlichen Vorfalls in Haft - und der Bischof sieht nicht ein, dass auch er am Pranger steht: Als ob die letzten zehn Jahre schmerzlichen Erwachens in der katholischen Kirche - man erinnere an die Affäre Groër, die amerikanischen, irischen und auch deutschen Fälle - folgenlos bleiben, zumindest im Bistum Regensburg. Auch die - angemessen strengen - Richtlinien der deutschen Bischöfe zur Prävention von Missbrauch gelten bei Bischof Müller offenbar nichts. Man darf gespannt sein, ob die zur Zeit tagenden deutschen Bischöfe ihren Mitbruder zur Räson bringen.

Es ist aber nichts zu beschönigen: Das Bild, das diese Kirchenvorgänge in Deutschland vermitteln, bleibt verheerend.

otto.friedrich@furche.at

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