„Vielleicht liegt es an uns!“

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Johannes Voggenhuber, Europaabgeordneter der Grünen, über das schlechte Wahlergebnis seiner Partei.

Ich habe vorhergesagt, dass wir die Wahl so nicht gewinnen können“, kommentiert Johannes Voggenhuber das Wahlergebnis der Grünen.

Die Wähler und Wählerinnen hätten Antworten auf die soziale Frage sowie auf Fragen zu Europa, zum Gesundheitssystems und zur Bildung verlangt, und dazu hätten die Grünen keinen konstruktiven Entwurf geleistet. „Wie soll man Wählerstimmen von den Sozialdemokraten bekommen, wenn wir für die soziale Frage nicht auf die Barrikaden gehen, und wie sollen wir die frustrierten Europäer und Europäerinnen in allen Parteien ansprechen, wenn wir uns nicht klar als Europa-Partei positionieren?“, sagte er.

Auf die Frage, wie es mit Alexander Van der Bellen weitergehen soll, will er im Furche-Gespräch keine Antwort geben, meint aber, dass die Verantwortlichen die Niederlage einsehen müssten.

„Es war auch zu sehen, dass die Grünen zu einem Nischenprojekt werden.“ Thematisch und personell hätten sie sich verengt und so Stimmen verloren. Nach seiner Einschätzung hatten die Grünen das größte Wachstumspotential jemals. Er meint, dass nach dieser Regierung eine große Zahl von Menschen plötzlich politisch heimatlos gewesen sei und man ihnen eine andere politische Heimat anbieten hätte müssen.

Im Wahlkampf der Grünen hat es laut Voggenhuber einen Mangel an Themen gegeben. Sie haben nur eine Botschaft versandt: „Wir wollen regieren, egal mit wem!“ Seiner Partei würde er raten, das gesamte politische Projekt auf den Prüfstand zu stellen und sich zu fragen, ob man nicht das ganze Gründungspotenzial verspiele. Das ökologische Denken gehört für ihn neben der liberalen Bewegung, den Grundrechten und der Demokratie zu den wesentlichen Elementen in der Politik, und das müssen die Grünen miteinander verknüpfen. Zu den Überlegungen, dass den Grünen vielleicht eine Portion Populismus fehle, meint er: „Unsere Wähler und Wählerinnen sind nicht empfänglich für Populismus, aber sehr anspruchsvoll, was Antworten betrifft, und unbestechlich, was die Prüfung dieser Antworten betrifft.“

Auf den Vergleich der Grünen mit einem „gallischen Dorf“ (Aussage Van der Bellens) angesprochen, entgegnet er: „Und wer sind dann die Römer, die spinnen, sind das die Wähler, oder was soll das?“ Kritisch fügt er an: „Vielleicht liegt es doch nicht an der Welt und irgendwelchen Gespenstern. Vielleicht liegt es an uns!“ UU

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