virtuelleschule.at

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Quer durch alle Fächer will die "Virtuelle Schule" das Lernen mit neuen Medien fördern. Im Fach Religion sorgt das "digitale Religionsbuch" für Vernetzung.

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Quer durch alle Fächer will die "Virtuelle Schule" das Lernen mit neuen Medien fördern. Im Fach Religion sorgt das "digitale Religionsbuch" für Vernetzung.

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Die Neuen Medien überrollen das traditionelle Schulsystem. Auch im Religionsunterricht hat der Computer - wie in allen anderen Schulfächern - binnen weniger Jahre Einzug gehalten. Setzten im Jahr 1994 noch elf Prozent aller österreichischen Religionslehrerinnen und -lehrer den Computer im Unterricht ein, so sind es heute - fünf Jahre später - mit 34 Prozent schon mehr als dreimal so viele. Schätzungen zufolge arbeitet heute in Österreich bereits knapp die Hälfte aller Religionslehrerinnen und -lehrer zumindest gelegentlich im Unterricht mit dem PC. Durchschnittlich zwei Mal im Semester wird mit dem Computer gearbeitet. Die Verbreitung des Internet erfolgte ebenfalls ungemein rasch: 37 Prozent aller Religionslehrerinnen und -lehrer setzen es für die Unterrichtsvorbereitung ein und 24 Prozent haben schon im Religionsunterricht damit gearbeitet. Die Altersstatistik und die rasanten technischen Entwicklungen legen den Schluss nahe, dass sowohl Computer als auch Internet in Zukunft noch stärker die schulische Arbeit begleiten werden. Die für den Religionsbereich erhobenen Zahlen gelten in ähnlicher Form für alle Schulfächer.

Nun stehen die beinahe unbeschränkten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten im Widerspruch zu herkömmlichen Unterrichtsmethoden. Aus diesem Grund hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mehrere Bildungsserver installiert, um neue Lernformen zu ermöglichen und zu fördern. Eine dieser Einrichtungen ist die virtuelle Schule (www.virtuelleschule.at), die ihrerseits Teil des europäischen Schulnetzes ist. Die österreichische Länderplattform, also die virtuelle Schule, besteht aus 27 so genannten Departments, die großteils gleichbedeutend mit den Unterrichtsfächern (Englisch, Mathematik, Musik, Deutsch, ...) sind.

Den Religionspart auf dieser Plattform nimmt das Digitale Religionsbuch ein, das an der Theologischen Fakultät der Universität Graz entwickelt und evaluiert wurde. Unter www.religionsbuch.at findet man eine von Schülerinnen und Schülern erstellte religiöse Plattform, deren Ziel es ist, das Lernen mit Neuen Medien zu forcieren.

Grenzen sprengen Nach dem Unterrichtsprinzip der kommunikativen Vernetzung soll das Internet in den Oberstufenunterricht einbezogen werden. Zentral ist die Überwindung der Klassen- und Schulgrenzen mit Hilfe der Neuen Medien. Mittels Internet wird ein Kommunikationsprozess mit schulfremden Personen in Gang gesetzt, wobei die ganze Fülle der Kommunikationsmöglichkeiten - Chats, Mails oder Diskussionsforen - auszuschöpfen ist. Ebenso gilt es, zu eigenverantwortlichem, religiösem Lernen anzuregen. Das nach der Schulzeit bestimmende lebenslange Lernen ist eine weitere, zentrale Intention.

Am Digitalen Religionsbuch arbeiteten bisher rund 1.500 Schülerinnen und Schüler aus sieben Ländern mit, neue Projektgruppen stoßen laufend dazu. Die konkrete Umsetzung sieht beispielsweise folgendermaßen aus: * Zwei Klassen der HTL Graz-Gösting erstellten im Schuljahr 2000/01 gemeinsam einen Jahreskalender. Alle Schülerinnen und Schüler haben ein Wochenkalenderblatt angelegt, bestehend aus einem persönlichen Erlebnisbericht, einem passenden Foto dazu, einem Sinnspruch sowie einem humoristischen Beitrag.

* Neben diesem Einzelprojekt wurde bei mehreren Themen versucht, die Grenzen des Klassenraumes zu überwinden, um den Unterrichtsraum zu vergrößern. Dies geschah sowohl durch persönliche Treffen mit schulfremden Personen als auch durch virtuelle Kontakte. Zu erwähnen sei hier ein abendlicher Chat mit Juden aus Israel, bei dem sich rund 20 Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit über das Judentum informiert und ihre Fragen besprochen haben.

* Darüber hinaus wird ein virtuelles Religionsheft im Internet geführt: Unter www.religionsunterricht.at/indexa.html findet man den Ablauf sämtlicher Religionsstunden des Schuljahres mit Arbeitsblättern, Protokollen und so weiter. Erstmals dokumentiert eine Schulklasse ihren gesamten Unterricht im Internet, stellt eigene Arbeitsergebnisse anderen SchülerInnen und LehrerInnen zur Verfügung und tritt so in Kontakt mit Personen außerhalb der Schule, des Landes und des Kontinents.

Die beschriebenen Plattformen eröffnen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrenden völlig neue Lernformen, wobei das zentrale Kriterium lautet: Inhalte dürfen nicht isoliert weitergegeben werden, sondern sie sind mit Kommunikationsforen zu ergänzen. Durch den kommunikativ-vernetzten Gebrauch des Internet verlassen die User - bildlich gesprochen - ihre Plätze im Publikum und gehen selbst auf die Bühne, um die eigenen Fragen und Ideen vorzutragen. Faktisch realisiert wird das durch Chat-Diskussionen, Postings in Newsgroups, Mails, das Erstellen eigener WWW-Dokumente und vielem mehr.

Die virtuelle Schule ist eine wichtige Plattform zur Förderung computerunterstützter Lernformen im Regelschulwesen. Bestehen kann diese Einrichtung jedoch nur dann, wenn trotz des Sparstiftes der Regierung weiterhin die finanziellen Mittel bereitgestellt werden, um die Schulplattform zu betreuen, zu aktualisieren und die kommunikativen Elemente zu koordinieren. Im Religionsunterricht wird sich der Computer weiter etablieren, kann jedoch immer nur einen Teilbereich religiöser Lernprozesse ausmachen. Die heutige Praxis (zwei Mal pro Klasse und Semester) ist ein gesundes Maß und soll in Zukunft nicht allzu weit überschritten werden.

Der Autor ist Assistent am Institut für Katechetik und Religionspädagogik der Universität Graz und Tutor für das Fach Religion in der "Virtuellen Schule Österreich" Links www.virtuelleschule.at www.religionsbuch.at Bildungsserver: www.virtuelleschule.at/bildungslandschaft.htm Europäisches Schulnetz: www.eun.org

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