Vom Kürzen und Zusperren

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Dieser Tage hat mich in meiner Hausbank ein Trupp Arbeiter überrascht. In den Kassenraum war eben eine Glaskoje eingebaut worden -eine "Selbstbedienungszone mit Bildschirm-Beratung". Seither kann man seine privaten Geldprobleme digital besprechen. Denn das Bankpersonal wird künftig nur noch an drei Werktagen pro Woche anwesend sein -an den anderen Tagen werkt es in einem Nachbarort. Die Bank spricht von "zeitgemäßen Öffnungszeiten", damit die Einsparungsziele des Unternehmens erreicht werden können. Früher gab es in unserer Gemeinde sogar eine zweite Bankfiliale.

Sie ist zugesperrt. In ihren Räumen lädt jetzt ein "Verwöhn-Tempel" zu Kosmetik, Massage und Fußpflege.

Dass uns die örtliche Polizeiwachstube (noch) nicht abhandengekommen ist, verdanken wir einem Spitzenpolitiker, der zwei Straßen weiter zuhause ist. Die Orte ringsum waren nicht so privilegiert.

Auch das kleine Postamt dürfen wir vorerst behalten. Nur: Den eigenen Briefkasten kann ich jetzt erst am frühen Nachmittag leeren -der Zusteller ist vorher mit anderen Aufgaben betraut. Und Samstagvormittag ist der Postfuchs nun auch in der nächsten Bezirkshauptstadt nicht mehr für Eiliges im Dienst. Vor Montag geht nichts mehr.

Kurzum: Die Einsparungswelle beginnt meinen/unseren Alltag zu überrollen. Freunde berichten aus einer Landeshauptstadt sogar, dass ihre Briefe nicht mehr täglich zugestellt werden.

Verdienen solch private Erfahrungen diese Zeilen? Vermutlich nur im Konnex mit Wichtigerem. Zum Beispiel:

Das "Afro-Asiatische Institut" in Wien, 1959 von Kardinal König als Treffpunkt für junge Menschen aus aller Welt gegründet, hat seine Bildungsarbeit mit Ende Juni einstellen müssen. Der Grund: Geldmangel. Und das in einem Moment, in dem so viele Asylanten wie nie zuvor eine solche "Andockplattform" bräuchten.

Ratlosigkeit und Argwohn

Das "Essl-Museum", ein Solitär heimischer Gegenwartskunst, das 17 Jahre lang privat finanziert werden konnte, ist seit 1. Juli geschlossen. Der Staat kann oder will es nicht offenhalten.

Und in vielen Organisationen, denen ich diene - ob humanitär oder wissenschaftlich - sind Subventionskürzungen gerade jetzt das große, dramatische Thema.

Also frage ich mich in aller ökonomischen Naivität: Was ist da passiert? Und: Wie haben wir in viel finanzschwächeren Jahren all die Fördergelder aufgetrieben? Und: Wohin verlaufen sie sich jetzt?

Profis werden mich belehren, dass jeder Fall seine ganz eigenen Wurzeln hat. Mag schon sein. Und doch spüre ich im viertreichsten Land der EU eine zunehmende Ratlosigkeit, nicht nur bei mir. Und auch manchen Argwohn -zurecht oder auch nicht.

Meine Suche nach den Ursachen hat jedenfalls begonnen. Als braver Staatsbürger und als alternativloser Verfechter unserer Wirtschaftsordnung hoffe ich, dass mich die Antworten auch überzeugen können.

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