Von Frauen und Männern - und ihrer Gesundheit

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Alle wissen es, aber nicht jeder nimmt es zur Kenntnis: Männer und Frauen sind nicht gleich. Frauen haben zwei X-Chromosome und Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Dennoch behandelt die Medizin das weibliche und männliche Geschlecht gleich: Verschreibt gleiche Medikamente, stellt gleiche Diagnosen und bewertet Krankheitssymptome einheitlich. Welche Irrtümer und unzutreffenden Annahmen dies auslöst und wie unterschiedlich Frauen und Männer wirklich sind, schildern Alexandra Kautzky-Willer, international renommierte Professorin für Gender Medicine an der Medizinischen Universität Wien, und Wissenschafstjournalistin Elisabeth Tschachler in ihrem Buch.

Vorteile von zwei X-Chromosomen

Sie haben die neuesten Forschungen der Gender-Medizin zusammengetragen und in dem Band "Gesundheit: Eine Frage des Geschlechts“ präsentiert. Frauen haben beispielsweise ein höheres Risiko, an Alzheimer, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder rheumatischen und anderen Autoimmunerkrankungen zu leiden als Männer. Dafür erkranken wesentlich mehr Männer an Blasenkrebs, Leukämie und Infektionen.

Andererseits sind Frauen biologisch im Vorteil, weil sie ein zweites X-Chromosom besitzen - und damit eine Art "Reparatur-Gen“ für Erbkrankheiten zur Verfügung haben. Umgekehrt sind Genetiker, Evolutionsbiologen und Mediziner von einer Besonderheit des Y-Chromosoms der Männer fasziniert: Da dieses keine Sicherheitskopie hat, sondern allein steht, hat es im Lauf der Jahrmillionen bis zu einem gewissen Grad gelernt, sich selbst zu reparieren. Das wiederum hindert andere Experten nicht daran, der spezifischen Konstitution des Mannes keine lange Zukunft einzuräumen: Das Y-Chromosom habe in den vergangenen 300 Millionen Jahren bereits zwei Drittel seiner ursprünglichen Größe eingebüßt.

Dies und mehr sind die Gründe für die Autorinnen, die Erfordernisse geschlechtsspezifischer Medizin darzulegen. Denn nach wie vor bestehen wenige Einrichtungen, die speziell für Männer bestimmt sind, sieht man von urologischen Abteilungen und Fachpraxen ab, wo es hauptsächlich um Potenzschwierigkeiten geht. Und nach wie vor nehmen viel zu viele Frauen Arzneimittel zu sich, deren Wirkungen und Verträglichkeiten niemals an den weiblichen Körper angepasst wurden.

Was bleibt also? Es ist ein lesenswertes Buch über die weibliche und die männliche Seite der Medizin, die damit jedermann und jederfrau zugänglich und verständlich werden.

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