Von morgens bis abends bei Tante Trude

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Für Frauen, die Kind und Beruf unter einen Hut bringen wollen, sind Betreuungseinrichtungen unverzichtbar.

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Für Frauen, die Kind und Beruf unter einen Hut bringen wollen, sind Betreuungseinrichtungen unverzichtbar.

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Vvon 7.30 bis 16.30 im Kindergarten. Von 17.00 bis 18.30 bei der Großmutter. Montag Musikstunde und Donnerstag Ballettstunde. Nicht selten wird bereits für Kinder ein eigener Terminkalender geführt. Wie bei Erwachsenen ist der Tagesablauf von Kindern häufig vorgeplant und wird durch die Öffnungszeiten der Tages- und Freizeiteinrichtungen, durch die Medienzeit und die Erwerbstätigkeit und Hausarbeit begrenzten Aktivitäten mit den Eltern geprägt.

"Anders als in traditionellen Gesellschaften sind die Kinder in den modernen Gesellschaften mit der Pluralisierung und Individualisierung der Lebenslagen und allen damit verbundenen Risiken der Selbstfindung schon frühzeitig auf sich und den Erwachsenen in vieler Hinsicht gleichgestellt", beschreibt der deutsche Kinderforscher Karl Neumann den Wandel in der Kleinkindheit.

Kindheit heute ist Fernsehkindheit; Kindheit heute ist pädagogische Kindheit; Kindheit ist Zukunftskindheit, sie ist Stadtkindheit, im Sinne einer Kauf- und Verbrauchskindheit, eine Spielplatzkindheit, eine Verkehrsteilnehmerkindheit. Kindheit hat eine spezifische Kinderkultur, sind sich Wissenschaftler, Soziologen und Pädagogen einig.

Wie wichtig es für eine Familie ist, daß sowohl auf die Bedürfnisse der Eltern, als auch auf die der Kinder eingegangen wird, zeigt sich am Beispiel Kinderbetreuungseinrichtungen.

Flexibel, den verschiedenen Bedürfnissen entsprechend und pädagogisch wertvoll - wie brauchbar Modelle der Kinderbetreuung sind, hängt von verschiedenen Komponenten ab. Kinderbetreuungseinrichtungen sollten nach bestimmten Qualitäts-Regeln unterstützt werden: "Wertvolle Pädagogik, ein verbreitetes Bildungsangebot, Flexibilität, die Zusammenarbeit mit den Eltern und flexiblere Öffnungszeiten sollten die Schwerpunkte einer qualitätvollen Kinderbetreuung sein, durch die gerade berufstätige Frauen entlastet werden könnten", sagt beispielsweise der Wiener ÖAAB-Landesobmann Matthias Tschirf.

Förderung für Private Die Länder entwickeln neben der traditionellen Kindergartenversorgung neue Modelle der Kinderbetreuung über Einzelsubventionen an Träger zeitlich jüngerer Betreuungsformen wie zum Beispiel Kindergruppen, Eltern-Kind-Zentren und der Tagesbetreuung. Daneben gibt es auch einige Sonderformen wie die Tiroler Kleinkindergärten oder die Salzburger Schulkindgruppen.

Sie zeigen, wie wichtig die inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung von verschiedenen Betreuungsformen ist, die bei der Erarbeitung von Vorschlägen für Änderungen des Finanzierungssystems Beachtung finden sollten.

In Wien sind die Preise für die öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen je nach Einkommen der Eltern sozial gestaffelt. Seit September 1998 beträgt der Höchstsatz bei einem Einkommen über 25.830 Schilling in einem städtischen Kindergarten 2.130 Schilling (ohne Essen), in einer Krippe 2.980 (mit Essen) und in einem Hort 1.460 Schilling; zusätzlich würde das Mittagessen in einem Hort 790 Schilling kosten.

Ein Barometer für Kinderfreundlichkeit ist vor allem die Förderung für Private. Für die Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen gemeinnütziger Organisationen wendete die Stadt Wien 1997 rund 424 Millionen Schilling (13,5 Prozent) auf. Damit liegt der Förderanteil der privaten Kindergärten weit hinter dem anderer Bundesländer zurück (Steiermark 31,9 Prozent, Oberösterreich 29,6 Prozent und Kärnten 20,4 Prozent).

Die Kriterien für die Förderung privater Einrichtungen: Der Verein, der eine Kinderbetreuung anbietet, muß gemeinnützig sein, eine Bewilligung durch das Wiener Kindertagesheimgesetz eingeholt und die Mindestkinderzahl bei einem Hort von acht bis zehn Kindern und bei einem Kindergarten von 15 Kindern vorgewiesen werden können.

Auf neuen Schienen der Kinderbetreuung fährt beispielsweise der Verein "Wir Kinder in Wien", kurz KIWI. Neben einer Vielzahl von Kinderbetreuungseinrichtungen bietet KIWI auch Betriebskindergärten an.

Seit Beginn des Jahres 1999 steht ein neuer Betriebskindergarten auch im ORF am Küniglberg. Geboten werden zwei altersgemischte Gruppen, in denen sowohl eineinhalbjährige als auch bis zu sechsjährige Kinder ihren Platz finden können.

Ein Projekt, das auch bei KIWI seit einiger Zeit läuft.

In einer Gruppe sind maximal 20 Kinder, sowohl eine ausgebildete Ganztags- und eine ausgebildete Halbtagskraft, als auch eine Ganztagsbetreuerin kümmern sich um das Wohl der Kinder.

Große helfen Kleinen Die Projektleiterin von KIWI, Monika Rihar, ist von den Erfolgen der altersgemischten Gruppen überzeugt: "Ein Drittel der Kinder ist unter drei Jahren, zwei Drittel zwischen drei und sechs Jahren. Die kleineren Kinder werden von den Größeren integriert und entwickeln gegenüber den kleineren wichtige Instinkte, das schließlich eine familienähnliche Situation fördert." Wichtig sei dieses Modell vor allem für eine Gesellschaft, der immer mehr wichtige Strukturen einer Familie abhanden kommen. Besonderen Wert legt KIWI auf die Zusammenarbeit mit den Eltern. Gerade bei der häufig so kritisierten Unflexibilität bei Öffnungszeiten können dabei Erfolge erzielt werden. Seit vorigen Herbst gibt es bei KIWI auch einen Elternverein.

Ein anderes Modell bietet das Wiener Hilfswerk an: Betriebs-Tagesmütter. Zur Zeit stehen in Wien für circa 85 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen Kindergartenplätze, aber nur 34,12 Prozent der Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren entsprechende Einrichtungen zur Verfügung.

Aus diesem und aber auch pädagogischen Gründen werden Tagesmütter immer beliebter (siehe Furche Nr.11/1999).

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