Was heißt denn hier Zukunft?

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Die Lebensängste der jungen Generation: Was sie wollen, was sie befürchten, was sie ärgert. Was Experten dazu meinen und junge Menschen wirklich fühlen.

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Die Lebensängste der jungen Generation: Was sie wollen, was sie befürchten, was sie ärgert. Was Experten dazu meinen und junge Menschen wirklich fühlen.

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Anerkennung: "Stützt die Freiheit der Jungen" Leopold Rosenmayr, Soziologe: Schon seit einem Jahrzehnt beobachten die Generationenforscher, dass sich junge Menschen kaum über Vorbilder definieren, sondern eher von ihren subjektiven Plänen und Zielsetzungen leiten lassen - allerdings mit dem Begleitgefühl von Angst und Unsicherheit, sagt Leopold Rosenmayr, Soziologe und Generationenforscher. "Spontane Änderung und Momenthaftigkeit werden zu ganz entscheidenden Elementen des Selbstbildes der Jungen. Sie benötigen mehr und mehr Kraft für das Suchen ihrer eigenen Orientierungen und Lösungen Aufgrund der massiven sozialen und technologischen Veränderungen ist ihr Verhalten darauf ausgerichtet, sich ihre eigene Erfahrungswelt zusammenzuzimmern. Viele junge Menschen versuchen uns bei dieser Suche zu verstehen zu geben: Anerkennt unsere Freiräume und Individualität, derer wir bedürfen, um in einer unsicheren Zukunft unsere eigenen Schritte setzen zu können. Gewährt uns Freiheit, aber unterstützt uns dabei sozial und ökonomisch!

Leistungsdruck: "Viele fühlen sich überfordert" Christiane Spiel, Professorin für Pädagogische Psychologie: Ein Gespenst geht um an an Österreichs Schulen - die Leistungsangst. Das Gefühl "Ich schaff' das einfach nicht!", die Angst bei Leistungsanforderungen zu versagen, ist stark verbreitet. Das zeigen neue Untersuchungen der Wiener Professorin für Psychologie, Christiane Spiel.

"Generell ist es noch immer so, dass sich die Mädchen und jungen Frauen für ,weniger gut' halten und deshalb auch deutlich mehr Leistungsängste haben als die männlichen Jugendlichen.

Was die Zukunftsängste generell betrifft, so verstärken die Medien, und damit die Erwachsenen, massiv diese Ängste.

Was steht denn in den Zeitungen? Immer nur Negatives, das dann auch noch verallgemeinert wird. Wer schreibt schon, wie super sich ein Großteil der Jungen entwickelt? Ständig werden sie nur damit konfrontiert, dass alles immer schwieriger wird. Dauernd zu hören, mit dieser Ausbildung und mit jenem Beruf hast du keine Chancen - das macht doch niemanden Mut!

Jugendkult: "Wir stecken in einer Falle" Bazon Brock, Kulturwissenschafter: Ewig jung sein gilt immer mehr als erstrebenswertes Ziel. Plastische Chirurgie, Fitnesstraining und gesunde Ernährung führen zum Gefühl der permanenten Alterslosigkeit.

Mit der "Abschaffung des Alters" gehe aber auch die "Abschaffung der Jugend" einher, konstatierte kürzlich der Kulturwissenschafter Bazon Brock provokant in einem Vortrag im Radiokulturhaus in Wien.

Die Älteren weigern sich, die Rolle der Älteren zu spielen, wie es ihnen eigentlich zusteht. "Die tun so, als wären sie ewig 40 und turnen auf die gleiche Weise wie die Jungen durch die Weltgeschichte". Der positive Effekt: Ältere werden nicht mehr als "Wracks" stigmatisiert. Das Problem: als Lehrer und Vorbilder können die Älteren nicht mehr dienen. Es schwindet die Unterscheidbarkeit von den Jungen. "Wir stecken in einer Falle", meint Brock. "Denn inzwischen sind die Jüngeren selbst Opfer des Jugendkults geworden. Sie müssen mit Älteren in Konkurrenz treten."

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