Wer gewinnt, wer verliert? asdasd asxghvsd

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Der Euro steigt - wer freut sich, wer muß Nachteile befürchten? Zunächst kann der Importeur sehr zufrieden sein, denn er bekommt für einen bestimmten Betrag in Landeswährung mehr Devisen und kann günstiger einkaufen. Davon profitieren die Konsumenten durch billigere Angebote, allerdings nur bei funktionierendem Wettbewerb, der durch Monopole oder Absprachen zwischen mächtigen Anbietern - wie etwa das Beispiel des Benzinpreises zeigt - außer Kraft gesetzt werden kann. In diesem Fall verbleibt der Gewinn bei den Konzernen. Wer das verhindern will, muß ein strenges Kartellgesetz nach amerikanischem Vorbild schaffen und das österreichische "Wir werden schon keinen Richter brauchen" über Bord werfen.

Es kommt aber auch auf die Verbraucher selbst an. Ein Grund, weshalb Österreich das zweitteuerste Euroland ist, besteht in der mangelnden Bereitschaft der Kunden, sich der Mühe eines Preisvergleiches zu unterziehen. Noch immer werden die Geschäfte als Versorgungsstellen angesehen, wie es in der Zeit der Bewirtschaftung ja tatsächlich der Fall war. Damals wurde nicht verkauft, sondern zugeteilt. Das ist auch eine Erklärung für das im internationalen Vergleich sehr beschränkte Sortiment. Nur der Wettbewerb kann verhindern, daß Importeure und Zwischenhandel den Gewinn aus dem verbilligten Einkauf in ihre Tasche stecken. Das erfordert einen Lernprozeß, der in einem Lande wie Österreich vielleicht mühsamer als anderswo ist. Denn viele mißtrauen hierzulande noch immer dem Wettbewerb und vertrauen auf das preisregelnde Eingreifen von Staat und Sozialpartner, obwohl diese Möglichkeiten längst nicht mehr gegeben sind.

Zufrieden können auch alle Touristen sein, die außerhalb ihres Währungsgebietes, etwa in Amerika, Asien, Südafrika oder im Nahen Osten Urlaub machen. Sie bekommen für ihren Euro (und damit bis 2002 auch für den an den Euro unwiderruflich festgebundenen Schilling) mehr Geld.

Da ausländische Waren und Dienstleistungen billiger werden, erhöht sich der Wettbewerbsdruck auf die heimische Wirtschaft. Das kann schmerzhafte Rationalisierungsmaßnahmen erfordern, zu Firmenzusammenbrüchen und erhöhter Arbeitslosigkeit führen. Protektionismus, Importhindernisse, Devisenkontrollen, die einer solchen Entwicklung temporären Widerstand leisten könnten, würden jedoch rasch zu einem inakzeptablen Wohlstandsverlust führen.

Der Kurs des Euro steigt, wenn die Nachfrage für den Euro größer ist als das Angebot: Dabei spielen neben dem Außenhandel insbesondere auch das Verhalten der Finanzmärkte eine entscheidende Rolle. Die Investitionsbereitschaft ist ein wichtiger Faktor, ebenso die Höhe der Kapitalzinsen - die Anleger suchen naturgemäß den größten Ertrag und gehen bei gleichem Risiko in die Währung mit der höchsten Rendite.

Eine stabile Währung ist Zeichen des Vertrauens in die Volkswirtschaft eines Währungsgebiets. Sie macht durch höhere Verläßlichkeit den Wirtschaftsstandort attraktiver.

Ein höherer Wechselkurs erschwert die Exporte, da ja Waren und Dienstleistungen in der Währung des Käufers teurer werden und damit die Wettbewerbsverhältnisse verschlechtern. Das kann negative Auswirkungen auf Betriebsergebnisse und Beschäftigung vor allem dort haben, wo mangelnde Flexibilität infolge mentaler, gesetzlicher oder kollektivvertraglicher Barrieren eine rasche Anpassung an die geänderten Gegebenheiten nicht zuläßt.

Die Überbewertung einer Währung kann das Wirtschaftswachstum nachteilig beeinflussen, mittelfristig das außenwirtschaftliche Gleichgewicht gefährden und schließlich, wie Beispiele in der jüngeren Vergangenheit (Ostasien, Lateinamerika) zeigen, zu ernsten Wirtschaftskrisen führen.

Der Euro fällt - wer freut sich, wer muß Nachteile befürchten?

In diesem Fall freuen sich die Exporteure und der heimische Tourismus, da sie bessere Wettbewerbsbedingungen außerhalb ihres Währungsgebietes vorfinden. Sie können - je nach der Konkurrenzsituation - ihre Ware in der Fremdwährung verbilligen (und den gleichen Erlös in Schilling lukrieren) oder ihren Gewinn erhöhen, indem sie den Preis in Euro unverändert lassen. Das bietet zunächst Spielraum für erhöhtes Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Allerdings werden die Importe entsprechend teurer; das Preisniveau steigt, die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft sinkt.

Ein schwächerer Euro kann zunächst den Wirtschaftsstandort attraktiver machen, da die Produktionsbedingungen verbessert werden: In Fremdwährung werden ja die Herstellungskosten niedriger; allerdings müssen auch hier die teuren Importe und die Unsicherheiten im Falle einer erhöhten Inflation als Folge der Abwertung berücksichtigt werden.

Die Gefahren einer deutlichen und andauernden Abschwächung des Wechselkurses liegen einer Spiralenbewegung von Preisen und Löhnen nach oben, die eine zunächst schleichende und schließlich galoppierende Geldentwertung auslösen können. Darunter werden vor allem die kleinen Sparer, Pensionsempfänger und Bezieher fixer Einkommen (Arbeitnehmer, Pensionisten und Empfänger von Sozialleistungen) leiden. Größere Vermögen finden stets die Möglichkeit, den Nachteilen der Inflation rechtzeitig auszuweichen. Sie sind im Gegenteil in der Lage, daraus zum Schaden der Volkswirtschaft Nutzen zu ziehen. Angesichts der extrem niedrigen Teuerungsrate ist eine Inflationsgefahr für Europa derzeit nicht gegeben.

In der Auseinandersetzung zwischen den "Weichmachern" des Euro in manchen sozialdemokratisch geführten Regierungen und den der Stabilität der Europawährung verpflichteten "Hardlinern" in der Europäischen Zentralbank geht es konkret um die Senkung der Zinsen, die - so die Argumentation der "Weichmacher" - die Investitionen verbilligen, wenn auch zu einem Abfluß von festverzinslichem Kapital in Länder mit höherer Rendite führen würde. Der niedrigere Eurokurs als Folge der Zinsverbilligung könnte - so erwarten sie - Exporte erleichtern, das Wirtschaftswachstum fördern und somit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten.

Die Exponenten des harten Euro vertreten dagegen die Meinung, daß eine stabile Währung der beste Garant für eine auf Dauer wirksame Beschäftigungspolitik sei. Sie berufen sich dabei auf Erfahrungen vergangener Jahrzehnte, wo eine Reihe von Volkswirtschaften letztlich erfolglos versucht hat, ihre wirtschaftlichen Probleme durch Abwertungen zu lösen.

Warum diese Option trotz allem für manche Politiker noch immer attraktiv ist, dürfte in der Ungleichzeitigkeit der positiven und negativen Auswirkungen liegen. Bei einer Abwertung ist zunächst die Wirtschaftsbelebung spürbar, erst später die Teuerung und - wenn sie durch Lohnerhöhungen ausgeglichen werden soll - die Verschlechterung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit. Auch scheint es manchen Politikern vertretbarer zu sein, notwendige Korrekturen der verfügbaren Einkommen über höhere Lebenshaltungskosten als etwa durch unpopuläre Sparpakete vorzunehmen.

Die Relevanz des Außenwertes einer so bedeutenden Währung, wie es der Euro ist, wird durch enge Wirtschaftsverflechtung zwischen den Ländern der Europäischen Währungsunion relativiert. Nur 14 Prozent des Außenhandels der Euro-Länder werden außerhalb des Währungsgebietes abgewickelt. Somit sind die Folgen der Kursschwankungen auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung eher klein im Verhältnis zu den anderen Faktoren, die zu hoher Arbeitslosigkeit geführt haben. Sie hat überwiegend strukturelle Ursachen (zu geringe Forschung und Entwicklung, fehlgeleitete Ausbildung, hohe Arbeitskosten, mangelnde Flexibilität) und kann daher nach dem Vorbild anderer Länder, wie den Niederlanden, Großbritannien oder Dänemark, nur durch Verbesserung dieser Nachteile bekämpft werden.

So gesehen sind Stabilität und Beschäftigungspolitik keine Gegensätze, sondern notwendige Ergänzungen.

Zum Dossier Das Bild ist verwirrend. Während im Sport jeder weiß, wer gewinnt und wem zugejubelt werden kann, scheint das in der Währungspolitik ganz anders zu sein: Befürworter wie Gegner des Euro, Anhänger wie Skeptiker einer "harten" Währung finden stets eine Bestätigung ihrer vorgefaßten Meinung, ob nun der Euro gegenüber dem Dollar steigt oder fällt. Wie vielschichtig die Probleme und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Konsumenten sind, zeigt dieses Dossier.

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