Windel-TV macht den Babys Beine

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Keine Frage: Teletubbies ist eine nette TV-Serie für Klein(st)kinder mit absolut gewaltfreien, harmlosen Inhalten und liebenswerten Figuren. Die Geschichten sind der Wahrnehmungswelt der Allerjüngsten angepaßt, die Kleinen werden dort "abgeholt", wo sie entwicklungspsychologisch stehen. Es gibt keine rasend schnell geschnittenen Bildsequenzen, und die Kamera stellt die Welt aus der Kinderperspektive dar.

Und wenn schon Eltern und Omas keine Geschichten mehr erzählen, soll da nicht das Fernsehen einspringen? Ist es nicht gut, wenn die Kleinsten endlich auch ihre Sendung haben, bisher konnten sie höchstens Unpassendes bei älteren Geschwistern mitsehen? Ist das nicht harmloses digitales Bilderbuch-TV, zudem medialer Babysitter, der den Posten "Kinderzeit" im angespannten familiären Zeitkonto entlastet? Haben die in den angelsächsischen Ländern sehr scharf geführten Diskussionen überhaupt ihre Berechtigung?

Sie haben sehr wohl, geht es doch um Grundsätzliches: Die Teletubbies stellen nämlich einen quantitativen Sprung bei der medialen Versorgung von Kleinkindern dar. Da wird Kindern nicht nur eine neue Serie vorgesetzt, da wird mit völlig neuen Mitteln versucht, eine bislang unerschlossene TV-Klientel, nämlich jene der Schnullergeneration, medial anzuheuern und an den Quoten- und Merchandisingmarkt anzudocken. Ob und was Kinder dabei lernen, scheint den Produzenten zweitrangig, auch ob Kinder in diesem Alter überhaupt fernsehen sollten. Hauptsache ist, die Kinder amüsieren sich in der Tubbywelt, Hauptsache, sie haben die Figuren bald so lieb, daß sie sie auch als Puppen kaufen wollen. Die kommerzielle Rechnung geht auf, das belegen die enormen Umsatzzahlen. Kein Zweifel: Das Windel-TV macht dem Baby Beine - ins ökonomische Cyberland.

Problematisch hinsichtlich der Langzeitwirkungen bleibt es in jedem Fall, Kleinkinder mit seltsamen virtuellen Inhalten an die Glotze zu konditionieren. Und daß man die altersgemäße Sprachentwicklung bei Kindern fördert, wenn man die Babysprache auch noch per Fernsehen verstärkt, das kann aus kinderpsychologischer Sicht nicht bestätigt werden. Ob Kinder in der klebrigen Scheinwelt von Po & Co. etwas lernen, ist höchst zweifelhaft.

Mit den Teletubbies erreicht die Medienflut unsere Kleinsten. Da sie mediale Nichtschwimmer sind, sollten wir wachsam sein - schnell könnte ihnen die Luft wegbleiben.

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