Wir geben Wasser für Strom
Österreich bildet weltweit als erstes Land zivile friedenserhaltende Kräfte aus: in Schlaining im südlichen Burgenland.
Österreich bildet weltweit als erstes Land zivile friedenserhaltende Kräfte aus: in Schlaining im südlichen Burgenland.
Etwa 100 Zivilpersonen sind seit dem Pilotkurs im September 1993 an der Friedensuniversität in Stadt Schlaining im südlichen Burgenland zu Fachleuten für Vermittlung in Krisengebieten ausgebildet worden. Bund die Hälfte davon ist derzeit im Einsatz. Darunter befinden sich Leute, die aus Konfliktregionen kamen, um sich zu Mediatoren ausbilden zu lassen, die jetzt dort weiterarbeiten; dann gibt es Friedensdiener, die von diversen Einsatzorganisationen beispielsweise als Wahlbeobachter (in Südafrika) rekrutiert wurden; eine dritte Gruppe ist bei ihren jeweiligen Organisationen (NGOs) auf Heimatbasis für solche zivile peace keeping
Operationen zuständig - so hat das polnische Außenministerium einen Verantwortlichen für derartige Aktionen in Schlaining ausbilden lassen.
Arno Truger, Direktor des Peace Building Trainings und stellvertretender Leiter des Schlaininger Friedensforschungsinstituts, schildert, wie so ein konkreter Friedenseinsatz abläuft: „In Pakrac, in Westslawonien, wurde mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes über Vermittlung von Care Austria und der Wiener UNO-Behörde ein derartiges Projekt etabliert. Es haben drei Männer - zwei Ingenieure und ein Pädagoge - und eine Frau, ausgebildete Sozial-arbeiterin, daran mitgearbeitet. Diese vier haben in Pakrac sowohl auf der serbischen als auch auf der kroatischen Seite spezifische Aufgaben wahrgenommen. Die Männer haben die Bekonstruktion von Häusern versucht, da hatten sie Kontakte mit steirischen Baufirmen, die Materialien lieferten. Sie haben auch über die
Grenzen zu vermitteln versucht nach dem Motto: Wenn ihr Wasser braucht, das wir haben, dann gebt uns Strom, den ihr habt. Der Pädagoge hat ein Jugendzentrum, die Sozial-arbeiterin Frauengruppen organisiert.”
Schlaining bietet für solche Einsätze, die übrigens der Grüne Friedenssprecher Severin Benoldner stark befürwortet (Seite 9), in einem dreiwöchigen Grundkurs und einwöchigen Spezialisierungskursen (etwa für Menschenrechtsbeobachtung), den Interessierten, die meistens einen Hochschulabschluß haben, so Arno Truger, das nötige Büstzeug.
„Unsere Ausbildung ist sehr praxisbezogen, die Auswahl der Lehrer erfolgt nach diesem Kriterium”, so Truger zur Furche. „Die Leute trainieren hier interkulturelle Kommunikation und Mediation sowie die persönliche Einstellung gegenüber Konfliktparteien. Niemand soll blind, naiv oder blauäugig in eine schwierige Situation hineinstolpern.”