Wissenschaft im Bann der Gene

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Wenn sich fast 4.000 internationale Forscher dieser Tage im Austria Center Vienna ein Stelldichein geben, ist ihnen und Wien die weltweite Aufmerksamkeit sicher. Wenn sie dabei - erstmals nach der Veröffentlichung der kompletten menschlichen Genom-Daten - über Gentherapie, Pränataldiagnostik, das Phänomen des Alterns oder die "Pillen der Zukunft" referieren, haben sie - und damit auch der Tagungsort Wien - beste Chancen, Wissenschaftsgeschichte zu schreiben.

Genetiker, Epidemiologen, Molekularbiologen und Aussteller aus 100 Ländern versammeln sich an diesem Internationalen Kongress für Humangenetik, der alle fünf Jahre und in ständig wechselnden Kontinenten stattfindet. 190 Vorträge und 1.700 Poster-Präsentationen beleben das wissenschaftliche Großereignis. Eine öffentliche Abendveranstaltung lädt schließlich am Donnerstag, den 17. Mai nach der Prämierung der besten Projekte im "Schulwettbewerb Humangenetik" zur Debatte. An Diskussionsstoff dürfte es an diesem "Abend der Humangenetik", der auch als Beitrag zur aktuellen "Science Week" veranstaltet wird, nicht mangeln. Im Mittelpunkt steht das Humangenom-Projekt und seine Auswirkungen. Philosophen, Politiker, Juristen und Humangenetiker werden dazu Stellung beziehen. Wie revolutionär die proklamierten, wissenschaftlichen Neuheiten der Experten auch ausfallen werden: An einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den ethischen Problemen der Humangenetik werden die Spitzenforscher nicht herumkommen.

Der Zeitpunkt des Weltkongresses könnte passender nicht sein. So hat sich in Deutschland die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit der Präimplantationsdiagnostik (PID) vor künstlichen Befruchtungen zum Zankapfel zwischen Forschungsministerin Edelgard Bulmahn und Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (beide SPD) entwickelt. Auch in der Frage der Stammzellenforschung an Embryonen scheiden sich die (ppolitischen) Geister. Erst jüngst hat die Empfehlung der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) für Aufregung gesorgt, deutschen Wissenschaftern die Forschung nicht nur an importierten, sondern auch an "überzähligen" Embryonen aus künstlichen Befruchtungen zu erlauben. Der umstrittene Vorschlag der DFG hat auch in Österreich Anhänger gefunden. So argumentiert der Wiener Gynäkologe und Theologe Johannes Huber - zugleich Vorsitzender des noch zu konstituierenden Bioethikrates -, dass es nicht ethischer sein könne, Embryonen einfach zu vernichten, als durch Forschung an ihnen womöglich Menschenleben zu retten.

Ob all diese ethischen Fragen nicht nur im "Wiener Abend zur Humangenetik", sondern auch in den Vorträgen der Gen-Experten zur Sprache kommen werden, wird sich weisen.

Informationen unter www.ICHG2001.org www.eduhi.at/humangenetik Wiener Abend zur Humangenetik Donnerstag, 17. Mai, 19 Uhr 30 Pathologie-Hörsaal der Universität Wien, Spitalgasse 4, 1090 Wien

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