Wohnen, kochen, trocken bleiben

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Ich möchte meinen Teil an Verantwortung für diese Welt einbringen“, sagt die hochgewachsene Frau mit den edlen Zügen. „Es soll einen Unterschied machen, ob ich gelebt habe oder nicht.“ Cecily Corti, Witwe Axel Cortis, Mutter dreier Söhne und jahrelang als Therapeutin tätig, hat ihren Platz gefunden. Fasziniert von der Initiative Pfarrer Wolfgang Puchers in Graz übernahm sie im Jahr 2002 die Leitung des Projekts „VinziDorf-Wien“. Ein Jahr später wurde der Verein „Vinzenzgemeinschaft St. Stephan“ gegründet und durch die großzügige Spende einer Privatperson das Haus Wilhelmstraße 10 in Wien-Meidling angekauft. Eine niederschwellige „Notschlafstelle“ sollte hier eingerichtet werden, ein Ort für Menschen, die in anderen Einrichtungen nicht unterkommen, ein Ort ohne Resozialisierungsdruck, wo Menschen bleiben dürfen, wie sie sind. Am 6. April 2004 wurde die Vision schließlich Wirklichkeit: Die „VinziRast“ öffnete ihre Pforten. Bis heute bietet sie täglich von 18 Uhr 30 bis acht Uhr bis zu 60 obdachlosen Menschen – meist Alkoholiker, oft psychisch Kranke – ein warmes Bett, Verpflegung und Zuwendung. Dazu kommen 29 Wohnplätze im „CortiHaus“. „Wir wollen jedem das Gefühl geben: Du bist gewollt, du hast deinen Platz auf dieser Welt“, beschreibt die 70-jährige Cecily Corti ihren Zugang. „Es geht um bedingungslose Akzeptanz.“ Ermöglicht wird all dies durch Spenden – und das Engagement von über 70 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Anfang Juni wurde nun nahe der VinziRast eine Wohngemeinschaft für Alkoholiker, die einen Entzug hinter sich haben und abstinent bleiben wollen, eröffnet (siehe oben). Gemeinsam mit ihrem Team wagt sich Corti in diesem Projekt auf neues Terrain: Nach dem Vorbild einer WG des „Verein Stuktur“ in der Sechshauserstraße geht es darum, dass Männer mit ähnlicher Geschichte in familiärer Atmosphäre wieder Verantwortung für sich und andere übernehmen – ohne ständige Kontrollen und Sanktionen von außen. Durch das gemeinsame Wohnen sollen sie spüren, wenn ein anderer in Gefahr gerät, rückfällig zu werden. Kommt es tatsächlich dazu, wird der Betroffene im AKH aufgefangen. „Wir wünschen uns natürlich keinen Rückfall“, sagt Cecily Corti, „aber er gehört eben dazu.“ (dh)

Spenden für den Verein „Vinzenzgemeinschaft St. Stephan“

auf das Konto 51413 533 033, Bank Austria (BLZ 12000)

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