Woran es bei der Gesundheit krankt

Werbung
Werbung
Werbung

Die Ursache dafür, dass das österreichische Gesundheitssystem eines der teuersten in Europa ist, hat folgende Gründe: (1) Ineffizienzen in Planung, Finanzierung und Organisation (von Spitälern, aber auch Schnittstellen zu "niedergelassenen“ Ärzten, Pflege und Familie). (2) Falsche oder fehlende Anreize (dies führt z. B. zu häufigen Spitalsaufnahmen, geringer Gerätenutzung, Doppeluntersuchungen). (3) Das System setzt in der Reparaturphase statt in der Prävention und beim Gesundheitsverhalten an. Das primäre Ziel einer systemischen Gesundheitspolitik ist eine hohe Zahl beschwerdefreier Lebensjahre. Ebenfalls wichtig - aber erst an zweiter Stelle rangierend - ist es, eingetretene Probleme zu mildern oder zu beheben.

Im Gegensatz zur steigenden und im Europavergleich um ein Jahr überdurchschnittlichen Lebenserwartung (7. Stelle der 27 EU-Länder) sind die Aussichten auf gesunde, beschwerdefreie Lebensjahre in Österreich unterdurchschnittlich. Die "Gesundheitserwartung“ liegt in Österreich bei 58,8 Lebensjahren - fast drei Jahre unter dem EU-Schnitt (61,5 Jahre); damit liegt Österreich nur an 20. Stelle der EU-27. Österreich wird somit von 13 Ländern überholt, in denen die Bevölkerung eine niedrigere Lebenserwartung hat, aber eine größere Zahl gesunder Jahre erwarten kann. In Schweden und Großbritannien liegt die gesunde Lebenserwartung bei 68 Jahren, das sind zehn Jahre mehr als in Österreich.

Wir sollten deswegen von einem Gesundheitssystem im weiteren Sinn sprechen, das nicht nur die Diagnose und "Reparatur“ nach Eintritt von Krankheiten umfasst, sondern auch alle Bedingungen für die Entstehung von Krankheiten und Behinderungen einbezieht. Daran müssen auch Gesetzgeber, Schulen, Medien, Psychologen, Firmen und Familien mitwirken.

* Der Autor ist Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung - WIFO

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung