Wunsch und Wirklichkeit

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In der letzten Nummer der Mitarbeiterzeitschrift der SPÖ ist ein Bild zu sehen, auf dem ein glückliches Ehepaar mit zwei Kindern in einer blühenden Wiese zu sehen ist. Darunter steht die Zeile: "Für die ÖVP ist die Familie die einzig wahre Form des Zusammenlebens."

Bild und Text sind offenkundig ironisch gemeint. Sie dienen zur Illustration eines Artikels, in dem der Vorstoß der ÖVP, den Schutz und die Förderung der Familie in die Verfassung aufzunehmen, kritisiert und abgelehnt wird. [ ]

Die SPÖ gibt sich in der Auseinandersetzung pragmatisch. Sie habe ja nichts gegen Ehe und Familie, nur dürfe man sie nicht exklusiv fördern, denn damit würde "jede andere Form des Zusammenlebens diskriminiert".

Aber in Wirklichkeit ist die Ablehnung tiefer verwurzelt, wenn man will ideologischer. Was sollte es sonst bedeuten, jede Form des Zusammenlebens als Familie zu bezeichnen, als -jetzt kann man das Argument umdrehen -die traditionelle Familie zu diskriminieren. Denn der Sinn einer Förderung ist natürlich, etwas zu bevorzugen, was man für erstrebenswert hält.

Soll man also etwas nicht mehr für erstrebenswert halten, weil es schwer und selten geworden ist? [ ]

Das oben beschriebene Bild läßt tief blicken. Was eigentlich die Ablehnung unterstreichen sollte, scheint zugleich so etwas wie ein geheimes Wunschbild zu sein.

Nr. 21 /21. Mai 1998

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