Demos Glasgow COP26 - © Foto: APA / AFP / Paul Ellis

Alles umsonst beim Klima?

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Die Staatengemeinschaft wird nach dem Klimagipfel in Glasgow zurecht kritisiert. Und dennoch sind solche Konferenzen nicht ganz umsonst. Eine Expertenanalyse.

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Die Staatengemeinschaft wird nach dem Klimagipfel in Glasgow zurecht kritisiert. Und dennoch sind solche Konferenzen nicht ganz umsonst. Eine Expertenanalyse.

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E igentlich hätte die „26. Konferenz der Vertragsparteien (COP 26)“ im schottischen Glasgow schon im Frühjahr 2020 stattfinden sollen. Sie ist damals allerdings der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, weil man das als Tagungsort vorgesehene Kongresszentrum kurzfristig in ein Not-Krankenhaus umwandeln musste. Einer exponentiellen Entwicklung wirkt man am besten dann entgegen, wenn man sie erst in Ansätzen wahrnimmt, wohl aber rational und mit Hilfe von Modellen erkennt und voraussagen kann. Die heranschleichende Pandemie wurde auf ähnliche Weise unterschätzt, wie es das Thema der Konferenz offenbar weiterhin wird.

Dabei fehlt es seit Jahren nicht an Warnungen seitens der Wissenschaft. Der Bericht des Weltklimarates IPCC vom August dieses Jahres stellt die Ursachen der Klimakrise endgültig außer Zweifel: Um unsere Erde vor einer Erhitzung von über 1,5 Grad Celsius zu schützen, müssen die globalen CO2-Emissionen bis 2030 – gemessen an den Emissionen von 2010 – um 45 Prozent sinken, bis 2050 müssen sie bei Null landen. Wir müssen also sehr schnell damit aufhören, fossile Energieträger zu verbrennen, weil das daraus resultierende CO2 die Klimaerhitzung dramatisch verstärkt. So weit sind die Dinge klar.

In Glasgow wurde für das Schlussdokument der Konferenz stundenlang darum gerungen, wenigstens den dreckigsten der fossilen Energieträger, die Kohle, beim Namen zu nennen. Man konnte sich darauf einigen, den Kohleausstieg immerhin „einleiten“ zu wollen. Das kann man als kleinen Schritt in die richtige Richtung interpretieren, wie auch als viel zu wenig. Im Dezember 2015 einigten sich 192 Staaten in Paris auf einer der Vorläuferkonferenzen von Glasgow auf ein Klimaabkommen, das die menschengemachte Erhitzung der Erde auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen soll und auf „Anstrengungen, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen“. Auch die USA sind nach dem Trump-Intermezzo dem Vertrag von Paris wieder beigetreten.

Aber wer unternimmt diese Anstrengungen? Die internationale Staatengemeinschaft ist kein handelnder Akteur, gehandelt werden muss auf der Ebene der Staaten, die die Rahmenbedingungen so setzen müssen, dass ihre Volkswirtschaften den Zielen zuarbeiten. Und da gibt es durchaus Fortschritte. Im Abkommen von Paris wurde den Entwicklungsländern und den am meisten vom erwarteten Anstieg des Meeresspiegels betroffenen Ländern finanzielle Hilfe zugesagt.

Diese ist im von diesen Ländern erhofften Ausmaß auch nach der Konferenz von Glasgow ausständig, immerhin sollen die jährlichen Finanzhilfen bis 2025 aber auf etwa 35 Milliarden Euro verdoppelt werden. Die vielleicht wichtigste Unterstützung für die Länder des globalen Südens ist aber die massive Verbilligung von Energietechnologien, wie der Windenergie und der Photovoltaik. Diese erlauben es vielen Ländern – so eine berechtigte Hoffnung –, einen technologischen Abkürzungsweg bei der Entwicklung ihres Stromsektors zu gehen und auf die Zwischenstufe der Nutzung fossiler Energieträger weitgehend zu verzichten, ähnlich wie bei der Telekommunikation, wo man sich dank Handy die Verkabelung sparte.

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