Deli

Indien: Der bevölkerungsreichste Staat der Erde

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In wenigen Wochen wird Indiens Bevölkerung jene Chinas zahlenmäßig übersteigen – und bis zum Jahr 2060 weiter auf 1,7 Milliarden anwachsen. Über ein Massenphänomen.

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In wenigen Wochen wird Indiens Bevölkerung jene Chinas zahlenmäßig übersteigen – und bis zum Jahr 2060 weiter auf 1,7 Milliarden anwachsen. Über ein Massenphänomen.

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Die Demografie-Abteilung der UNO schätzt, dass rund um den 14. April 2023 der Zeitpunkt erreicht ist, an dem Indiens Bevölkerung erstmals jene Chinas zahlenmäßig übersteigen wird. Das Datum stellt mehr eine Landmarke dar denn eine konkrete Prognose, meint Rolf Bauer, Gastprofessor am Institut für Südasienkunde der Universität Wien. Andernfalls müsste man alle Todesfälle und Geburten exakt vorhersagen – naturgemäß ein Ding der Unmöglichkeit.

Von einer Bevölkerungsexplosion will Bauer indes nicht sprechen. Vielmehr ginge es um ein lineares Wachstum, das in den letzten Jahren sogar abgeflacht ist. Der Höhepunkt dieses Zuwachses soll noch Mitte dieses Jahrhunderts erreicht werden. Die Zahl der Inderinnen und Inder klettert rund um das Jahr 2060 auf 1,7 Milliarden, so Indien-Experte Bauer. „Von da an wird dieses Wachstum wieder abflachen. Denn die Frauen in Indien bekamen vor ein paar Jahrzehnten noch sechs Kinder pro Kopf, was die gegenwärtige Entwicklung befeuerte, jetzt aber liegt die Geburtenrate bei zwei Kindern pro Kopf. Das entspricht dem globalen Trend.“

828 Einwohner pro Quadratkilometer

Wer die Gründe für das gegenwärtige Bevölkerungswachstum wissen will, muss allerdings tiefer in die Strukturen der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt einsteigen. Indien – dessen Fläche den größten Teil des indischen Subkontinents umfasst – ist nicht gleich Indien. Der Staat ist administrativ in 28 Bundesstaaten und acht Unionsterritorien unterteilt. Hauptstadt ist Neu-Delhi, Teil der Metropole Delhi. Die einwohnerstärkste Stadt und zugleich das Wirtschafts- und Finanzzentrum ist Mumbai. Weitere Ballungsräume sind Kolkata (ehemals Kalkutta), Chennai, Bengaluru, Hyderabad, Ahmedabad und Pune.

In puncto Bevölkerungswachstum gilt es hier, schwerpunktmäßig die Region Uttar Pradesh aufzuzeigen: Mit rund 220 Millionen Menschen macht diese Region 16,2 Prozent von Indiens Gesamtbevölkerung aus (durchschnittlich 828 Personen pro Quadratkilometer) und ist damit nicht nur einer der am dichtesten besiedelten Staaten des Landes, sondern auch weltweit. Auch die Wachstumsrate der Einwohner(innen) war in den vergangenen Jahren deutlich höher als im restlichen Indien. Forscher wie Rolf Bauer führen das auf die große Anzahl von Menschen (schätzungsweise 59 Millionen), die unterhalb der Armutsgrenze leben, zurück. Laut Weltbank ist und war das Tempo der Armutsbekämpfung in Uttar Pradesh auch deutlich langsamer als im Rest Indiens. Insbesondere die zentralen und östlichen Distrikte weisen eine sehr hohe Armutsquote auf. Zudem liegt die Alphabetisierungsrate in Uttar Pradesh unter dem nationalen Durchschnitt von 74 Prozent (67,7 Prozent sind es hier – bei Frauen 59 Prozent, bei Männern 79 Prozent).

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