Einstein

Ampel-Koalition: Whiskey als gelb-grüner Kitt

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Der Konsensus zwischen FDP und Grünen ist das Resultat jahrelanger Beziehungsarbeit. Über Whiskey-Abende, den Willen zum Dialog und die Chemie, die stimmen muss.

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Der Konsensus zwischen FDP und Grünen ist das Resultat jahrelanger Beziehungsarbeit. Über Whiskey-Abende, den Willen zum Dialog und die Chemie, die stimmen muss.

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Als der Abgeordnete Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) in der Nacht vom 19. auf den 20. November 2017 mit seinem Auto vom Berliner Regierungsviertel nach Hause fährt, fasst er folgenden Entschluss: „Es darf nie wieder am Fehlen von Vertrauen scheitern.“

Wenige Minuten zuvor hatte FDP-Chef Christian Lindner die Sondierungen für eine Jamaika-Koalition (Schwarz-Gelb-Grün) abgebrochen. „Lieber nicht regieren, als falsch regieren“: So begründet Lindner damals seinen Entschluss. Auch spricht er von Desinteresse hinsichtlich liberaler Themen, die er bei seinen potenziellen Koalitionspartnern geortet habe. Bis heute machen daher viele die fehlende Kompromissfähigkeit der jeweiligen Verhandler für das Scheitern von Jamaika verantwortlich.

Porsche-Fahrer versus Ökoschuhträger

Tatsächlich ist ein Zustandekommen dieses Dreierbündnisses damals von Anfang an unwahrscheinlich: Teile von FDP (ihr gelingt nach vier außerparlamentarischen Jahren das politische Comeback) und Grüne sind sich spinnefeind. Die jeweiligen Ideologien könnten konträrer nicht sein. Man belächelt sich, verhöhnt die Weltanschauung des anderen und traut sich demzufolge kaum über den Weg. Die beiden Alphamänner Robert Habeck (damals Unterhändler) und Lindner erscheinen wie der personifizierte Widerspruch: Hier der geschniegelte Porsche-Fahrer im Designeranzug, dort der alternative Naturliebhaber in Barfußschuhen – allein in puncto Habitus ist es kaum vorstellbar, dass diese beiden miteinander können könnten.

„Deswegen muss man miteinander reden“, sagt Konstantin von Notz knapp vier Jahre und eine Bundestagswahl später in der Polit-Talkrunde „Anne Will“. In der Tat ist es dem Politiker aus Schleswig-Holstein (er ist ein Urenkel des Offiziers Ferdinand von Notz) zu verdanken, dass sich das Verhältnis zwischen Grüne und FDP innerhalb der vergangenen Legislaturperiode deutlich verbessert hat.

Das berühmte „Königsmacher-Selfie“, das die darauf sichtlich gut gelaunten Parteispitzen von FDP und Grüne nach den informellen Vorsondierungen in den sozialen Netzwerken verbreiteten, wäre ohne sein Zutun wohl kaum zustande gekommen.

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