Belästigung: Sensibilität ist gefragt!

Werbung
Werbung
Werbung

Das Gleichbehandlungsrecht umschreibt den Tatbestand der sexuellen Belästigung seit beinahe 25(!) Jahren mit geradezu dramatischen Worten. Es handelt sich im Kern um ein "Verhalten, das die Würde einer Person beeinträchtigt, für die betroffene Person unerwünscht, unangebracht oder anstößig ist und eine einschüchternde, feindselige oder demütigende Arbeitsumwelt für die betroffene Person schafft". Belästigung ist damit als sittenwidriges und absolut abzulehnendes Verhalten beschrieben.

Manche sehen darin allerdings wegen dieser dramatischen Formulierung einen Freibrief für "lustige Sprüche", weil diese eben nicht so dramatisch seien. Hier liegt allerdings eine Fehlinterpretation vor: Die Begriffe "einschüchternd","feindselig","demütigend" zeigen, dass es immer um eine (Willens-)Beugung geht und daher eine Verletzung der Würde vorliegt, wenn eine Person durch ein der sexuellen Sphäre zuzurechnendes Verhalten dazu gebracht wird, etwas zu tun, was sie aus sich heraus nicht wollte. Damit wird deutlich, dass der Gesetzgeber auch alltägliches Fehlverhalten verbietet: Wer z. B. durch sexuelle Anzüglichkeiten dazu gebracht wird, ein Pausengespräch zu verlassen, obwohl er lieber anwesend wäre, ist in seiner Würde verletzt; Gleiches gilt, wenn man Vorgesetzten nicht mehr unbefangen gegenübertreten kann, weil diese Grenzüberschreitungen gesetzt haben. Im Grunde genommen ist es legistisch genial: Unter einer Überschrift, die eine "Kleinigkeit" signalisiert, wird klargestellt, dass auch in diesen Fällen eine klare Persönlichkeitsverletzung vorliegt.

Jetzt liegt es an allen, die notwendige Sensibilität zu zeigen, wenn Personen Grenzen signalisieren, und respektvolle Umgangsformen zu entwickeln, damit Verhalten nicht einmal in die Nähe dieser Grenzen abdriftet. Gerade auch in den Abhängigkeiten der Arbeitswelt hat unsensibles Verhalten nichts verloren!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung