Bolsonaro - © Foto: APA / AFP / Sergio Lima

Bolsonaro und Corona: Unfähig mit Methode

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Die Corona-Pandemie spaltet Brasilien. Reiche sind vom Zusammenbruch des öffentlichen Gesundheitssektors kaum betroffen, da sie in Privateinrichtungen behandelt werden. Präsident Bolsonaro heizt die Situation weiter an.

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Die Corona-Pandemie spaltet Brasilien. Reiche sind vom Zusammenbruch des öffentlichen Gesundheitssektors kaum betroffen, da sie in Privateinrichtungen behandelt werden. Präsident Bolsonaro heizt die Situation weiter an.

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Wenn es ein Land gibt, wo die Black-Lives-Matter-Bewegung gerade in der Coronakrise erstarken müsste, dann ist es Brasilien. Eines der ersten bekannten Todesopfer von Covid-19 heißt Cleonice Gonçalves. Die Afrobrasilianerin arbeitete als Haushaltshilfe für eine Dienstgeberin, die Mitte März nach einem Skiurlaub in den italienischen Alpen Corona-positiv getestet wurde. Die Diagnose war ihr bekannt, als sie heimkehrte und der 63-jährigen Diabetikerin das ganze Wochenende Arbeiten auftrug. Als sie deutliche Symptome zu zeigen begann, schickte die Dienstherrin die Frau per Taxi nach Hause zu ihrer Familie außerhalb von Rio de Janeiro. Tags darauf starb sie in der lokalen Klinik, wo die Ärzte vergeblich versucht hatten, ihre Lungen zu stabilisieren. Für die weiße Frau, die Cleonice angesteckt hatte, war Covid vermutlich nicht mehr als eine gripinha, eine leichte Erkältung, wie Präsident Bolsonaro die Krankheit verharmlost.

Zu Hause bleiben als Luxus

Als sich das Virus in Brasilien einzunisten begann, schätzte das Gesundheitsministerium, dass 57 Prozent der Verdachtsfälle von Reisen nach Spanien, Italien oder den USA zurückgekehrt waren. Viele von ihnen dürften ihre Hausangestellten angesteckt haben, die dann in ihren Wohnvierteln zu Multiplikatoren wurden. Wo Abstandhalten unmöglich und Händewaschen mangels Fließwasser ein Luxus ist, findet Covid ideale Voraussetzungen für schnelle Verbreitung. Die bekannte Philosophin Djamila Ribeiro nahm in der Folha de S.Paulo, Brasiliens größter Tageszeitung, den Fall von Cleonice Gonçalves zum Anlass, auf ein strukturelles Problem des Landes hinzuweisen, wo die Armen sich „nicht den Luxus leisten können, zu Hause zu bleiben“. Es sei nicht nötig, darauf hinzuweisen, dass „die Verwundbarsten am meisten betroffen sein werden“. Sie sollte Recht behalten.

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