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Der amtierende Kremlherr Wladimir Putin hat am vergangenenen Sonntag keinen triumphalen, aber trotzdem einen eindeutigen Sieg bei den russischen Präsidentschaftswahlen errungen. Putin erreichte auf Anhieb 52,6 Prozent der Stimmen und deklassierte seinen Hauptgegner den Kommunistenchef Gennadij Sjuganow, der nur 29,3 Prozent der Wählerstimmen einfahren konnte. Die übrigen neun Kandidaten wurden kaum ihrer Statistenrolle gerecht. Die meisten bewegten sich im Promillebereich.

Formal ist damit der Präsidentenwechsel in Rußland verfassungskonform verlaufen. Das russische Volk hat an der Urne über seine Zukunft abgestimmt und bewiesen, daß die Demokratie im größten Land der Erde Wurzeln geschlagen hat. Leider trübt sich die demokratische Erfolgsbilanz, läßt man die Ereignisse, die zum Erfolg Putins geführt haben, Revue passieren.

Das Amt des russischen Präsidenten wurde auf eineWeise weitergegeben, die eher an eine Erbfolge als an eine demokratische Ablöse erinnert. Anders ist der abrupte , aber wohldurchdachte vorzeitige Rückzug Jelzins und die Beförderung Putins zum Interimspräsidenten, mit all den daraus erwachsenden Vorteilen, nicht zu kommentieren. Von einem Machtwechsel im eigentliche Sinn kann keine Rede sein. Die byzantinischen Strukturen des Jelzinschen Führungssystems funktionieren jetzt bloß unter neuer Führung weiter.

Im Unterschied zur letzten Präsidentschaftswahl vor vier Jahren, bei der Jelzin erst in einer Stichwahl die Absolute erreichen konnte, bleibt dem Land diesmal ein zweiter Wahlgang erspart. Gerade Putin aber wäre eine weitere Runde zu wünschen gewesen. Nicht nur, daß ihn die Stichwahl vielleicht gezwungen hätte, deutlich Farbe zu bekennen, konkret seine Pläne mit Rußland nach innen und außen vorzustellen. Vor allem weil Putin in seiner bisherigen Amtsführung erkennen ließ, daß ihm ein starker, autoritärer, gewaltbereiter Staat willkommen ist, hätte dem ehemaligen KGB-Spion ein neuerlicher demokratischer Legitimationsprozeß gut getan. Das russische Volk hat Putin diese Demokratieprüfung fürs Erste erspart. Aus Mangel an Alternativen, aus Hoffnung auf einen Neubeginn, aus Gleichmut, daß es schlimmer nicht mehr werden kann.

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