Ukraine - © Illustration: Rainer Messerklinger

Krieg und Gewohnheit: Die Ungeheuer, die wir sind

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Wir sind Zeugen eines Verbrechens, gegen das wir allenfalls halbherzig einzuschreiten wagen. Ein Essay über verlorene Illusionen, teilnahmslose Teilhabe und Lichter, die wider Erwarten noch brennen.

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Wir sind Zeugen eines Verbrechens, gegen das wir allenfalls halbherzig einzuschreiten wagen. Ein Essay über verlorene Illusionen, teilnahmslose Teilhabe und Lichter, die wider Erwarten noch brennen.

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Was hat dieser Krieg, der Krieg in der Ukraine, mit uns allen gemacht? Als mir die Redaktion der FURCHE unlängst diese Frage stellte, mit der Bitte, sie hier zu beantworten, kam mein Abwehrreflex sofort. Allenfalls könne ich für meinesgleichen sprechen, schrieb ich zurück. Außerdem hätte ich den Eindruck, dass die meisten Menschen sich längst an den Krieg in unserer Nachbarschaft gewöhnt, andere Sorgen hätten, Stichwort Teuerung und so weiter. Natürlich waren das nur vorgeschobene Argumente.

Der wahre Grund ist, dass ich mich nicht den Gefühlen stellen wollte, die ich im Lauf des letzten Jahres mit leidlichem Erfolg verdrängt habe: der Panik, den Russlands Angriff auf die Ukraine in mir getriggert hat, der ohnmächtigen Wut und – am wenigsten – der Scham über meine Bereitwilligkeit, mich in das Ungeheuerliche zu fügen.

Doppelt demütigende Erkenntnis

Ungeheuerlich ist der Krieg, weil er die Ungeheuer, die wir Menschen sind, ans Tageslicht bringt. „Man muß den Menschen in diesem entfesselten Zustand erlebt haben, um etwas über den Menschen zu wissen“, hat Otto Dix, der Freiwillige des Ersten Weltkriegs, einmal gesagt und Bilder gemalt, die man nicht vergisst.

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