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Der Not gehorchend...

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Die ehrlichen Bemühungen der burgenländischen ÖVP, in der Esterhäzy-Frage eine rechtlich fundierte und gerechte Lösung herbeizuführen, kann niemand bestreiten. Leider hat die Bundes-ÖVP bisher das Problem bagatellisiert und die Argumentation der burgenländischen ÖVP nicht ernst genommen. In letzter Zeit hat Staatssekretär Soronics immer wieder das Vorgehen Paul Esterhäzys scharf verurteilt. Es ist also zu hoffen, daß die Bundes-ÖVP unmittelbar vor den Gemeinderatswahlen — der Not gehorchend — einem zufriedenstellenden Vorschlag der Landes-ÖVP zur Bereinigung des Esterhäzy-Problems zustimmen wird, der auch eine dauerhafte Regelung garantiert.

Wenn bisher die Landes-SPÖ propagandistisch wenig tat, um die Gemeinderatswahlen von der Bundespolitik her zu beeinflussen, so ist anzunehmen, daß sie nach den ober-österreichischen Wahlen alles unternehmen wird, um die Gemeinderatswahlen zu Testwahlen für die Land-tagswahlen im Frühjahr 1968 zu machen. Es wäre in der Tat ein kleines „Wunder“, wenn die burgenländischen Gemeinderatswahlen vom Bundestrend unberührt blieben und der ÖVP keine spürbaren Verluste bringen würden.

In mehreren Großgemeinden hat die ÖVP bei den letzten Gemeinde-ratswahlen mit einem geringen Stimmenvorsprung die Mehrheit errungen. Der Buindestrend könnte hier einige wichtige Bürgenmeister-posten gefährden. In vielen kleinen Gemeinden erhofft sich die ÖVP dennoch ein gutes Abschneiden. Es ist ihr dort gelungen, junge Leute als Kandidaten hu gewinnen. Bedeutsam ist auch, daß es dem ÖAAB gelungen ist, in vielen Gemeinden stärker als bisher bei der Kandidatur zum Zuge zu kommen. Durch den soziologischen Umbruch hat die Bedeutung des Bauernbundes in der

Zwed Bände

Band I: 488 Seiten / 12 Tafeln Band II: 540 Seiten Leinen, komplett, S 450.—

Verlag Herold • Wien • München

burgenländischen Durchechnitts-gemeinde abgenommen. Der ÖAAB ist auf der Gemeindeebene der ÖVP im Vormarsch. In den letzten Jahren hat die ÖVP auch auf kommunal-politischer Ebene manches nachgeholt. Neben den sozialistischen Gemeinden betreiben heute viele ÖVP-Gemeinden eine fortschrittliche und dynamische Kommunalpolitik.

In Maittersburg und Neusiedl am See hat die ÖVP ortsverbundene Persönlichkeiten als Spitzenkandidaten aufgestellt. In der Landeshauptstadt kandidiert wieder Bürgermeister Tinhof, der sich in Eisenstadt auf echte Leistungen berufen kann. Kenner der politischen Situaition sagen allerdings voraus, daß die ÖVP in Eisenstadit mindestens ein Mandat verlieren wird.

„Kery-Wahlen“

Fährt man in diesen Tagen durch das Burgenland, so kann man überall ein Wahlplakat der SPÖ sehen, das Aufschluß über die Wahlstrategie der SPÖ bei den Gemeinderiats- und Landtagswahlen gibt. Das Plakat zeigt Landeshauptmann Kery mitten unter den Bürgern einer burgenländischen Gemeinde im Rahmen seiner Gemeindebesuche. Die Gestalt des Landeshauptmannes überragt auf dem Plakat die versammelte Menschenmenge. Das Parteirot als die typische SPÖ-Farbe ist auf dem Plakat nicht zu finden. Ebensowenig kann der Betrachter durch einen Hinweis erfahren, von welcher Partei das Plakat stammt Unter dem Bild des Landeshauptmannes kann man die Aufschrift lesen: „Leistung für Land und Gemeinden.“ Nicht nur die Landtagswahlen, auch die Gemeinderatswahlen sind für die SPÖ „Kery-Wahlen“. Das alles kommt nicht von ungefähr, sondern wird auf Grund einer genau durchdachten und wissenschaftlich fundierten Wahlstrategie forciert. Die bmrgen-ländische SPÖ hat von der Bundes-ÖVP gelernt. Sie glaubt, in der Person von Landeshauptmann Kery den Wählern eine Persönlichkeit zu empfehlen, der sie ihr Vertrauen schenk! können. Daher inszeniert man auf allen Ebenen der Wahlen tscheddung eine Persönlichkeitswahl. Durch die vielen Gemeindebesuche ist Landeshauptmann Kery innerhalb eines Jahres Im Burgenland sehr bekannt geworden. Die sozialistischen Wahlstrategen sind davon überzeugt, daß er die beste Wahlwerbung der SPÖ des Landes für die Gemeinderatswahlen darstellt.

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