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Amir Mirsai Hekmati ist von Berufs wegen Übersetzer der US-Streitkräften. Im Dezember wollte er nach eigenen Angaben Verwandte im Iran besuchen und wurde verhaftet. Wenige Tage nach seiner Festnahme tauchte er als mutmaßlicher US-Spion im iranischen Fernsehen auf und gab dort in einem voraufgezeichneten Geständnis zu, vom US-Geheimdienst CIA "hereingelegt“ worden zu sein. Er hätte, so Hekmati, Informationen über den iranischen Geheimdienst sammeln sollen. Die US-Regierung dementierte und forderte die sofortige Freilassung des 28jährigen. Hekmati wurde diese Woche zum Tode verurteilt.

Er ist schon der 13. angebliche "Spion“, den die Iraner in den vergangenen Wochen enttarnt haben wollen. Irans Geheimdienstchef Heydar Moslehi kündigte an, die Festgenommenen würden ebenfalls vor Gericht kommen, weil sie die Wahlen zum iranischen Parlament im März durch Einflussnahme auf soziale Netzwerke hätten stören wollen.

Eine gewöhnliche Anklage

Spionage ist eine der üblichen Vorwürfe des Regimes gegen oft unbescholtene Ausländer. Gleichzeitig appelliert das Regime damit an massive Ressentiments der iranischen Bevölkerung gegen alle Aktivitäten des US-Geheimdienstes CIA. Die Central Intelligence Agency war es, die unter der Leitung des Präsidentensohnes Kermit Roosevelt im August 1963 den nationalistischen Präsidenten Mossadegh stürzte und Schah Mohammad Reza Pahlavi als Alleinherr einsetzte.

Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges wollten die Amerikaner unbedingt die Annäherung Mossadeghs an die Sowjetunion verhindern. Das Unternehmen, das unter dem Codenamen "Operation Ajax“ geführt wurde, war Anfang August angelaufen. Es sollte gewährleisten, dass der Iran durch gesteuerte gewalttätige Unruhen destabilisiert würde und der von Mossadegh entmachtete Schah im Triumph die Macht wiedergewinnen sollte. Doch dieser Plan scheiterte. Mossadegh löste das ihm nicht gewogene Parlament auf und der unentschlossene Schah floh offenbar ohne die CIA zu informieren nach Bagdad. Daraus ergab sich ein organisatorisches Chaos, in dem Präsident Mossadegh, beratschlagt vom sowjetischen Botschafter in Teheran, lange als Sieger erschien. Die CIA-Agenten wurden daraufhin angewiesen, die Operation abzubrechen und sich abzusetzen. Eine Teheraner Zeitung veröffentlichte am 18. August den vom Schah unterzeichnete Absetzungserlass gegen Mossadegh. Tags darauf kam es zu einer Demonstration für den Schah, auf die die CIA keinen Einfluss mehr hatte. Erst aus ihr entwickelte sich ein Volksaufstand, der in der Besetzung von Ministerien und Radiostationen endete. Der Schah kehrte im Triumph nach Teheran zurück und errichtete danach eine Despotie, die 1979 von jener der Mullahs abgelöst wurde. Operation Ajax wurde später als ein geheimdienstliches Meisterstück geführt, das es eigentlich nicht war.

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