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Papst Franziskus erweitert sein Kardinalskollegium. In El Salvador hat die Wahl eines neuen Purpurträgers einiges Erstaunen ausgelöst: Nicht José Luis Escobar Alas, der Erzbischof von San Salvador, wird Kardinal, sondern sein Weihbischof, Gregorio Rosa Chávez. Die Entscheidung wird verständlich, wenn man ihre Symbolik beachtet. Rosa Chávez steht für den Mann, den er als sein großes Vorbild sieht: Oscar Arnulfo Romero, der 1980 am Altar ermordete Erzbischof. Rosa Chávez ,Jahrgang 1942, war als Rektor des Priesterseminars in San Salvador ein enger Mitarbeiter Romeros, als diesen die Kugeln eines gedungenen Schützen trafen. Der junge Theologe hatte miterlebt, wie massive soziale Spannungen, angeheizt durch den Kalten Krieg und US-amerikanische Hegemonial-Interessen, in Gewalt kippten und Todesschwadronen auf Campesinos und Intellektuelle, aber auch auf Priester Jagd machten. Romero prangerte das Unrecht an und versuchte, der Gewalt ein Ende zu setzen. In einem Interview schilderte Rosa Chávez später die Ideologie der "nationalen Sicherheit" von damals: "Jeder, der Veränderungen wollte, galt als Kommunist und musste eliminiert werden." 1982, mitten im Bürgerkrieg, der dem Bischofsmord folgte, wurde Rosa Chávez zum Weihbischof ernannt -und setzte alles daran, Romeros Erbe lebendig zu halten. Nicht zuletzt seine Mehrsprachigkeit verhalf dem stets bescheidenen Kirchenmann zu internationaler Bekanntheit. Dass Romero 2015 selig gesprochen wurde, ist auch ihm zu verdanken. Bis heute kämpft er dafür, Romero gerade in seinem politischen Engagement als Mann Gottes und der Kirche wahrzunehmen, während ihn die Linke als Ikone der Revolution neben Che Guevara und Simon Bolívar stellt und die Rechte als "Märtyrer der Liebe" verharmlost. Rosa Chávez ist kein Theoretiker. Als Pfarrer in San Salvador und Caritaspräsident weiß er um die Nöte der Menschen. Auch nach dem Bürgerkrieg mit 70.000 Toten ist der Gewaltpegel im Land - vor allem durch die "Maras" genannten Jugendbanden - unerträglich hoch. Rosa Chávez spricht von einem "nicht erklärten Krieg" und sieht Ursachen in der unbewältigten Vergangenheit und der Unfähigkeit, Schuld einzugestehen: "Wie sähe das Land heute aus, wenn wir nach den Gründen des Krieges gesucht und sie bekämpft hätten?" Die Freude über die Kardinalsernennung ist groß in El Salvador - sie könnte auch auf eine nahe Heiligsprechung Romeros verweisen. Für Erzbischof Escobar mag es einen Trost geben: Auch Oscar Romero ist nicht Kardinal geworden.

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