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Die CSU formiert sich

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Der Landesvorstand der CSU hat den jetzigen Ministerpräsidenten Goppel auch für die kommende Legislaturperiode an die Spitze seiner Regierungsmannschaft berufen. Goppel, der bald sein 65. Lebensjahr erreicht, ist seit dem Jahr 1962 im Amt des Ministerpräsidenten. Durch eine konziliante Politik des goldenen Mittelwegs hat er es verstanden, sich ein breites Vertrauen bei der bayrischen Bevölkerung zu sichern, und ist damit für manchen unerwartet gut in die Rolle eines Landesvaters hineingewachsen.

Sein Kabinett, das schon 1966 verjüngt wurde und durch den Nachfolger von Landwirtschaftsminister Hundhammer, Eisenmann, im Frühling noch weiter aufgefrischt wurde, dürfte sich — zumindest personell — nicht allzusehr ändern. Von einer Regierungsumbildung vor den Wahlen im November 1970 ist nicht mehr, die Rede. Die nevte Regierungsmannschaft dürfte aber wohl in corpore beim Auftakt des eigentlichen Wahlkampfes bekanntgegeben werden. Als sicher gilt dabei, daß der umstrittene Kultusminister Huber einem Kabinett Goppel III nicht mehr angehören und sich einzig auf sein Amt als Fraktionsvorsitzender der CSU konzentrieren wird. Gleichfalls als sicher gut die Kabinettberufung eines Münchner Abgeordneten, der die Präsenz der CSU in der Großstadt plakatieren soll. In der Analyse der Bundestagswahlen, die der CSU-Vorsitzende Strauß vor der Presse in München bekannt-

gab, spielte die — mit Ausnahme von Augsburg, Würzburg und Regensburg — in den Großstädten erlittene Schlappe eine bedeutende Rolle. Der Parteivorstand habe jetzt ein Konzept ausgearbeitet, das imstande sei, die Wähler vor allem auch in der Landeshauptstadt München und ihrem Einzugsgebiet mehr anzusprechen. Massenkundgebungen sollen nur noch den Spitzenpolitikern vorbehalten sein, im übrigen würden sich die Kandidaten auf andere, vielschichtigere Arten des Kontaktes verlegen.

Strauß vertrat erneut die Ansicht,

daß sich faktisch immer mehr das Zweiparteiensystem durchsetzen werde. Damit dürfte seiner Meinung nach sowohl die FDP wie auch die NPD an der Zehnprozenthürde scheitern, und die CSU werde dieser Entwicklung im entscheidenden Regierungsbezirk Mittelfranken kräftig nachhelfen.

Dem für die CSU gefährlichsten Kontrahenten auf Seiten der SPD, dem Münchner Oberbürgermeister Vogel, bescheinigte Strauß politisches Gespür für das Mögliche, weil er sich trotz des Drängens von Bonner Parteifreunden nicht habe dazu bewegen lassen, als SPD-Aspirant für das Amt eines bayrischen Ministerpräsidenten in den Wahlkampf zu ziehen. Unterschwellig gab der CSU-Vorsitzende allerdings zu verstehen, daß er und seine Partei sich im Zeichen der Bonner SPD/FDP-Koalition auf eine der härtesten Landtagswahlen der Nachkriegszeit vorbereiten. “

Strauß kam anschließend auch auf sein jüngstes Gespräch mit dem CDU-Vorsitzenden Kiesinger zu sprechen. Die „politische Weggemeinschaft und Kameradschaft zwischen den beiden Parteien“ werde auch in der Opposition aufrechterhalten, und „in fast allen innenpolitischen Fragen und in allen außenpolitischen Fragen“ habe er sie übereinstimmend mit Kiesinger festgestellt. Strittig sei lediglich, ob die Opposition weicher oder härter zu gestalten und ob diese oder jene Taktik anzuwenden sei.

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