Die Leerformeln von Davos

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Das sind nun also die Ergebnisse aus einem Jahr intensiven Nachdenkens zur Situation der Weltwirtschaft: Die wichtigsten Ökonomen und Wirtschaftskapitäne zündeten in Davos ihr Ideengewitter zur mittlerweile schon altbackenen Frage: Wie steuern wir aus der Wirtschaftskrise und was sollte danach kommen? Nun, konkrete Antworten darauf gab es trotz hoher Erwartungen und seitenlanger Sonderberichterstattung in den Medien auch heuer nicht.

Es scheint, als hüpfte man auch unter den Wissenschaftern, die im Rufe stehen, langfristig zu denken, von einer gerade aktuellen Blüte zu nächsten. Man ließ also unter viel Beifall den französischen Präsidenten über die bösen Banken herziehen und dabei die jüngste Idee des US-Präsidenten plagiieren, man könne doch eine Art Krisenverursacher-Sondersteuer einheben. Das wäre ein netter Plan, würde er auch in der Realität funktionieren. Doch weder nach Davos noch nach Washington lässt sich der Pferdefuß der Angelegenheit kurieren. Die Banken werden, wie sie das immer machen, die Belastungen an die Kunden, man könnte auch sagen den Steuerzahler weitergeben, und hier beißt sich die Katze eben wieder in den Schwanz. Abseits solcher Ideen, die in Europa wie in den USA vor allem einem grassierenden Populismus gegen alles, was nach Finanzen riecht, zu verdanken sind, tritt die Wirtschaftswelt weiter auf dem Stand, bei potenziell ertragreichen und der Gerechtigkeit viel mehr zuträglichen Themen. Noch immer gibt es keine globale Finanztransaktionssteuer, und immer weiter reicht der neue Höhenflug der Hochrisiko-Spekulation. Auf all das – keine Antworten – bestenfalls Diagnosen.

Das Prinzip Geldspucker

Stattdessen hörten wir auch von so berühmten Köpfen wie Nouriel Roubini eine Mischung aus Katastrophenprognosen und Einlullung in das Wohlgefühl steigender Wirtschaftsdaten. Die Europäische Währungsunion könnte auseinanderbrechen? In ein paar Jahren? Einigen Staaten wie etwa Griechenland drohe der Bankrott? Das globale Ungleichgewicht bereite Sorgen? Diese Erwartungen in Ehren. Aber heißt das nun, dass die von allen Staaten angeworfene Geldpumpe letzten Endes das Desaster auf langes Sicht gesehen nur vergrößert hat? Sollten die Regierungen also tunlichst damit aufhören, die nächsten Generationen zu belasten und sich endlich von der Idee des ewigen Wachstums lösen? Nicht ein Ansatz dazu. Was bringen aber solche teuren Foren wirklich, wenn die einzigen, die dem Anspruch des Treffens „Rethink, redesign, rebuild“ wirklich entsprechen wollen, die Demonstranten vor der Türe sind? (tan)

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